Drei Monate mit dem Fahrrad auf Reisen zu sein, ein Traum den wir uns nach fast 10 Jahren wieder einmal erfüllen wollen. Alles fängt mit einem SMS an Michel an. Ich habe die Gelegenheit, wieder einmal länger auf Reisen zu gehen. Das Reiseziel wird ohne längerem diskutieren beschlossen. Die Tour sieht folgendermassen aus: durch Irland, nach Nordirland, weiter nach Schottland, mit der Fähre auf die äusseren Hebriden, zurück in die Schottischen Highlands und weiter mit der Fähre nach Island, wo als Krönung das isländische Hochland auf uns wartet.
Sehen Sie auch die Bildergalerie zur Nordwärts Tour an.
In den folgenden 1 ½ Jahren verbringen wir oft die Zeit bei einem guten Glas Wein mit planen. Geplant wurde alles was mit der Reisen zu tun hat: welches Zelt, welcher Pneu, wie viele Fotofilme und natürlich die Routenplanung. Kilometer werden berechnet, Ziele definiert, Karten auswählt und natürlich Sehenswürdigkeiten markiert. Auch das Reisematerial muss studiert und gewogen werden. Wer nimmt was mit; Kocher, Zelt, Fahrrad Flickzeug, Schlafsack, Kleider, Reiseunterlagen, Ersatzpneu und nicht zuletzt Fotoapparat, Objektive, Stativ, Filmkamera, Unterwasserhülle… Resultat nach langem Ein- und Aussortieren sind ca. 30 kg Gewicht pro Person inkl. Fahrrad, davon 17 Kg Film- und Fotoausrüstung.
Die Fahrradkisten sind zu gross…
Endlich ist es soweit, wir schreiben den 5 Mai 2008 und somit steht der Abflug nach Irland kurz bevor. Ich verabschiede mich von meinen 4 Kindern. Sie lassen mich nur schweren Herzens ziehen. Michel fällt es einiges einfacher weil er keine Familie zum verabschieden hat. In Spiez steigen wir mit Sack und Pack in den Zug nach Zürich Flughafen. Dort kommt das erste Erwachen, wir kommen mit unseren Kartons nicht durch die Schiebetüren des Flughafens. Wir müssen die Kartons immer wieder vom Gepäckwagen abladen, durch die Türen schieben und wieder aufladen. An der Gepäckannahme wird uns erklärt, dass unsere Fahrradkisten zu gross für das Förderband sind. Also verkleinern wir mit einem Messer die Kisten. Nun war auch das Personal am Flughafen zufrieden und wir fragen uns, warum wir das nicht schon früher gemacht haben…. Endlich steigen wir in das Flugzeug nach Irland.
In Dublin ist das Glück auf unserer Seite und wir erwischen gleich den Bus an die Westküste. Nach einigen Stunden Fahrt erreichen wir um 23:00 Uhr Galway. In der Dunkelheit bauen wir unsere Fahrräder zusammen, montieren das Gepäck und suchen den letzten noch offenen Fastfood Shop auf, um unsere hungrigen Mägen zu füllen. Voll Genuss beissen wir in den fettigen Hamburger. Was man so alles auf sich nimmt wenn uns der Hunger plagt! Ausserhalb Galway finden wir ein Feld wo wir unsere Zelte aufbauen und schnell einschlafen.
Die Sonne weckt uns am nächsten Tag. Einen solchen Ferienstart ist natürlich traumhaft. Ein paar ungeübte Bewegungen und schon haben wir das Radeln mit den schwer bepackten Fahrrädern voll im Griff.
Aran Inseln
Unsere Fahrt führt uns vorbei an alten Steinmauern, saftigen grünen Wiesen und alten typisch irischen Häusern. Unser nächstes Ziel ist ein Ausflug auf die Aran Inselgruppe, welche sich aus drei Inseln zusammensetzt. Wir entscheiden uns, die Hauptinsel „Inishmore“ zu erkunden. Die Insel ist übersät mit alten Steinmauern, die schon über hundert Jahre alt sind. Die Einwohner dieser aus Felsen und Schiefer bestehenden Insel mussten die Steinplatten mit mühsamer Handarbeit aus dem Boden schlagen.
Zu Besichtigen gibt es hier eine alte Festung namens „Dun Aonghasa“ die an den Rand der rund 100m hohen Klippen gebaut wurde. Des weiteren besichtigen wir ein quadratisches Felsloch, welches das Meer ausgefressen hat. Ein Seelöwe schaut uns misstrauisch zu während wir symbolisch unsere Uhren ins Meer werfen. Die Zeit ist immer relativ und so können wir dem geregelten, von der Uhr geleiteten Tagesablauf entfliehen. Während den nächsten drei Monaten stehen wir auf wenn wir erwachen, essen wenn der Magen knurrt und schlafen wenn wir müde sind. Nur so kann man die Ferien so richtig geniessen.
Zurück auf dem Festland (sofern man Irland als Festland bezeichnen kann) führt uns unser Weg Richtung Norden an der „Maam Cross“ vorbei, wo der Film „The Quiet Man“ mit John Wayne gedreht wurde, nach Westport.
Die Zecken Insel
Nun sehen wir endlich wieder einmal das Meer aus der nähe. Einige Kilometer weiter lädt uns eine kleine Insel zum übernachten ein. Unsere zwei kleinen Zelte finden auf diesem Inselchen nur knapp Platz. Bei Ebbe kann man mit trockenen Füssen auf die Insel laufen, bei Flut geht’s nur mit schwimmen. Beim Lagerfeuer und einem Glas Wein geniessen wir den Abend, nichts ahnend was uns noch erwartet.
Am nächsten Morgen schaut Michel nicht schlecht, als er ca. 10 Zecken am Bein entdeckt. Nach der Notoperation versucht er die restlichen Sachen von der Insel zu holen und entdeckt schon wieder ein paar Zecken. Da muss irgendwo ein Nest von diesen Biestern sein! Dieses Plagegeister beschäftigen uns noch bis in die Schottischen Highlands.
Wo spielt eine Irish Folk Band?
Unsere grösste Vorfreude auf die Reise war die Tatsache, dass am Abend in Irland in jedem Pub eine Irische Folk-Band spielt, so wie es Michel auf seiner letzten Irlandreise erleben durfte. Doch egal wie intensiv wir suchen, nirgends wird uns etwas in dieser Richtung geboten. In einem Pub erklärt uns ein Irländer, dass durch das totale Rauchverbot und das Null-Promille Gesetz am Steuer dazu geführt hat, dass die Irländer lieber zuhause das Guinness geniessen. Dies ist wohl eine der Folgen der neuen Gesetze. Schade dass eine solch lebhafte Kultur durch Gesetze verloren geht.
Auf der Weiterfahrt sehen wir eine wunderschöne Klippe die wir als unser nächster Übernachtungsplatz auswählen. Um zuhause Eindruck zu schinden, stellen wir ein Zelt am äussersten Rand auf und machen ein paar Fotos. Bei einem guten Nachtessen geniessen wir den gewaltigen Sonnenuntergang welcher die Klippen wunderschön rot färbt. Rückblickend war dies einer der schönsten Zeltplätze auf unserer Reise.
Uns zieht es nach Norden
Die Landschaft wird zunehmend karger. Der Weg führt vorbei an Ölbohrfirmen, einsamen Weiden und lästigen Stacheldrahtzäunen. Es gibt nichts zum anschauen und keine landschaftliche Veränderung… Die einzige, eher unliebsame Abwechslung bietet eine Kuh, die aus Ihrer Umzäunung ausgebrochen ist und nun ziellos auf der Strasse herum irrt. Trotz einiger Möglichkeiten findet sie nicht mehr auf die Weide zurück und beschliesst über den Stacheldraht zu springen, mit anschliessender Bruchlandung. Wir können uns immer weniger an der Umgebung erfreuen, uns zieht es nach Nordirland. In Sligo entscheiden wir das einzige mal, in einem Jugend Hostel zu übernachten weil es in der näheren Umgebung keinen Zeltplatz gibt. Ein Schotte der in diesem Hostel arbeitet und dessen Arbeitstage mit ausschlafen, kurz arbeiten und folgendem intensivem Bier trinken bis zum Morgengrauen endet, erklärt uns den Weg zu einem Pub, wo am Abend doch tatsächlich eine Irish Folk Band Spielt…Also nichts wie hin!
London Derry, die Geschichte lebt
Wir beschliessen den direkten Weg nach Nordirland zu nehmen. London Derry ist eine Stadt in der die Geschichte Irlands noch lebt. Bis vor wenigen Jahren galt die Stadt als gefährlich, da die IRA (Irisch Republikanische Armee) hier den Hauptsitz hat und Schauspiel blutiger Auseinandersetzungen war. Diese Stadt gilt gerade für uns als eine der grössten Hauptziele unserer Reise. Das Zelt stellen wir etwas ausserhalb der Stadt bei einem grossen Haus mit einem schönen Garten auf. Die Leute die hier übernachten sehen uns nur von der Seite an, wenn sie aus ihren teuren Autos steigen… Für sie ist dies wohl zu viel Individualismus oder vielleicht ist der seltene Duschbesuch der letzten Tage schuld daran 🙂 Was soll’s!
Die Stadt hält, was sie verspricht! Unser Besuch gilt vor allem dem Free Derry. Umzäunt durch einen grossen Eisenzaun kann man hier riesige Wandgemälde, die vom „Bloody Sunday“ erzählen, besichtigen. Am 31 Januar 1972 führte die Katholische Minderheit eine unbewaffnete und friedliche Demonstration durch. Britische Fallschirmjäger eröffneten daraufhin das Feuer und erschossen 13 unschuldige Menschen, die kaum älter als 30 Jahre waren. Die schiesswütigen britischen Solodaten erklärten, dass sie unter Beschuss genommen wurden, ein Argument, das sich schnell als Lüge entpuppte. Seit diesem Vorfall lodert in Nordirland der Bürgerkrieg mit abertausenden von Toten in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten.
Nebst all den Wandbildern gilt unser Besuch auch dem „Bogside Inn“, dem Hauptquartier der IRA. Uns wird doch ziemlich mulmig an diesem Ort. Junge Knaben hängen überall Irische Fahnen auf, die einzigen Fahnen überhaupt in Nordirland. Man spürt, dass der Kampf noch nicht vorbei ist, trotz der Waffenruhe seit einigen Jahren. Ein Funke und der Krieg bricht wieder aus. In einem Laden fragen wir die Verkäuferin, wieso nur im „Free Derry“ Fahnen hängen. Nach langem Zögern erklärt sie uns, dass es besser ist, keine Fahnen aufzuhängen und damit keine Stellung zu beziehen. Die Briten haben die Irische Fahne verboten. Egal welche Landesfahne jemand aufhängt, die eine oder andere Seite macht Probleme. Nicht alle Irländer haben Antipathie mit den Briten.
Nachdenklich Verbringen wir den Abend in einem Pub wo die Band Aontas eine Irish Folk Session gibt. In der Pause überreicht uns eines der Bandmitglieder eine CD mit der Erlaubnis unseren Film zu vertonen, was wir sehr gerne annehmen.
Nordirland wie im Bilderbuch
Unsere Reise geht immer weiter Richtung Norden. In „Mussenden Temple“ sprechen uns zwei sportliche Irländer an, die gerade für einen Nordpool Marathon Trainieren und uns den weiteren Weg erklären. Zu sehen gibt es hier den „Mussenden Temple“, eine alte Ruine an der Küste und das „Castlerock“. Unterwegs fahren wir nichts wissend in Portrush an ein Motorrad rennen. Sämtliche Strassenlampen werden gepolstert und überall wimmelt es von Motorradfahrern. Wir flüchten so schnell wie möglich von diesem Städtchen. Ein Tag später erfahren wir, dass ein bekannter Motorradfahrer bei diesem Rennen ums Leben kam.
In „Bushmills“ besichtigen wir die Ortsansässige „Bushmills Distillery“ welche von sich behauptet, die älteste der Welt zu sein, doch dies behaupten alle…
Die Fahrt geht nun rasant weiter und wir erfreuen uns an der landschaftlichen Abwechslung. Plötzlich ertönt ein dumpfer Knall und Michel liegt am Boden. Ich habe eine hintere Saccoche verloren welche Michels Weg gekreuzt hat. Michel hatte Glück im Unglück und trägt nur ein aufgeschürftes Knie davon.
Die Nacht verbringen wir in Giant`s Causeway. Kurz vor Sonnenuntergang stehen wir parat um diese eckigen Steine im richtigen Licht festzuhalten.
Tags darauf zieht es uns von der Hauptstrasse weg auf einen Nebenweg der Küste entlang. Eine unliebsame Begegnung sind oft Hunde die uns das Radlerleben nicht immer vereinfachen. Also bewaffnen wir uns mit Steinen. Die Steine müssen zum Glück nicht einsetzt werden. Beim „Ballycastle“ Kloster zieht Michel wohl den 200sten Zecken aus seinem Körper. Diese Biester beschäftigen uns nun jeden Tag seit der Zeckeninsel und sollten uns auch noch bis Schottland begleiten…
Die Strecke die nun folgt verlangt alles von uns ab. In Ballycastle wollen wir die Fähre nach Schottland betreten, doch die Fährverbindung wurde kurzerhand eingestellt. Wir versuchen im Hafen einen Fischer zu finden der uns auf die schottischen Inseln stellt. Der Preis ist jedoch so hoch, dass wir uns gezwungenermassen für den Fährhafen in Larne entschieden. Niemand hat uns allerdings verraten wie das Streckenprofil nach Larne ausschaut. Wir kämpfen uns mehr als 1000 Höhenmeter hoch und wieder runter. Die Strasse ist so steil, dass wir unsere beladenen Fahrräder hinauf und fast noch hinunter schieben müssen. Später am Abend ernten wir Staunen und Mitleid der Einheimischen dass wir diesen Weg auf uns genommen haben.
Schottland wir kommen!
Endlich kommen wir an die zweite Etappe, Schottland. Mit der Fähre setzen wir von Larne hinüber nach Troon in Schottland. Von Troon fahren wir noch einige Kilometer weiter bis wir einen geeigneten Platz am Meer zum zelten finden. Beim Lagerfeuer und einem Schluck Single Malt geniessen wir den wunderschönen Sonnenuntergang.
Mit der Fähre geht es weiter auf die Arran Insel. Da wir auf dieser Etappe ziemlich oft die Fähre benutzen, beschliessen wir, einen 15 Tagespass zu erwerben, der es uns ermöglicht, nach Lust und Laune die Fähre zu besteigen. In Brodick fahren wir an einen Touristentreff mit ortsansässigen Spezialitäten. Natürlich haben wir wie immer Hunger und füllen bei der Degustation unsere Mägen. Einen weiteren Besuch gilt dem „Brodick Castle“. Der Eintritt verschlägt uns fast den Atem. Wir fahren durch die Ausfahrt um das Schloss herum, nichts ahnend, dass man hier auch gratis ins Schloss kommt… Ok, muss wohl so sein! Der Besuch lohnt sich jedenfalls, uns erwartet ein wunderschöner Schlossgarten. Mit der Fähre geht es auf die Kintyre Halbinsel, wir überqueren diese und setzen über nach Islay, einem lang ersehnten Etappenziel.
Islay
Bei gutem Wind (das erste Mal auf dieser Reise geniessen wir Rückenwind) fahren wir noch am selben Tag an die Westküste. Die suche nach einem Zeltplatz gestaltet sich nicht wirklich einfach. Im Pub wo wir ein Dark Island Bier mit 12 % Alkohol trinken, erlaubt man uns, gleich hinter dem Pub das Zelt zu stellen.
Die Kilchoman Distillery ist unser nächstes Ziel. Diese Distillery gilt als die Jüngste der Welt. 2005 wurde auf der Farm Distillery das erste Fass abgefüllt. Im Save, wo die Fässer gelagert werden, kann man noch die Erstabfüllung besichtigen, was sehr selten ist. Natürlich darf nach der Besichtigung auch das Degustieren nicht fehlen. Nach unserem Gaumen ist das Gebräu viel versprechend, auch wenn er erst 3 Jahre alt ist!
Nun frischt der Gegenwind sehr stark auf. Nur mit sehr viel Mühe radeln wir Südwärts nach Bowmore, wo die gleichnamige Distillery ansässig ist. Leider sind nicht mehr viele Brennereien in Schottischer Hand (wie z. B. die Bowmore Distillery), was aus meiner Sicht nicht wirklich gut ist. Diese Distillerien wirken klinisch rein und verlieren daduch den ursprünglichen Charme.
Die nächsten 10 km verlangen alles von uns ab. Gegenwind und eine schnurgerade, endlos scheinende Strasse. Mit was haben wir das Verdient?
In Port Ellen stellen wir am Dorfrand die Zelte auf und machen es uns gemütlich.
Schon von weitem sehen wir sie kommen, drei Mädchen im Teenager alter, die beabsichtigen, uns zu belagern. Nur mit mühe können wir sie von unserem Hab und Gut abhalten. Mit was haben wir wohl soviel Pubertät auf einem Haufen verdient? Also bleibt uns nur die Flucht ins Pub! Hier gesellen sich zwei Holländer an unseren Tisch. Hans Offringa und sein Begleiter von „Whisky Couple“ schreiben Whiskybücher in Holland. Sie haben auch für Michael Jakson, dem Whisky Guru schlechthin, die Bücher übersetzt. Wir geniessen diese Begegnung sehr.
Kreuz und Quer und wieder zurück
Zurück auf dem Festland zieht es uns weiter Richtung Norden, nach Oban, wo sich eine weitere Distillery befindet. Wir beschliessen eine Nacht auf der „Isle of Mull zu verbringen. Das „Duart Castle“ stellt der ideale Zeltplatz dar. Da die Touristen längst in Ihrem Hotel verweilen, entschliessen wir uns unterhalb dem Schloss zu zelten. Schliesslich sieht das Schloss unbewohnt aus und am Morgen sind wir rechtzeitig vor dem Touristenansturm wieder weg. Neugierig begutachten uns Rehe aus nächster nähe und wundern sich ab den beiden komischen Reisenden. Friedlich schlafen wir beim Meerrauschen ein.
Am Morgen steht ein Mann mit Schottischer Tracht und einem Jagthund vor uns, der sich als Schlossherr vorstellt; also doch Bewohnt! Er erklärt uns, dass wir Ihn hätten fragen sollen, er hätte es uns schon bewilligt. Sorry, machen wir nicht wieder.
Zurück auf dem Festland richtet sich unsere fahrt weiter Richtung Norden. Wir fahren vorbei an Kanälen welche die Verbindung zwischen Ost- und Südschottland ermöglichen, damit die kleineren Schiffe nicht über die Nordspitze von Schottland fahren müssen.
Weiter geht’s an traumhaften Buchten der Westküste entlang.
Die Nacht verbringen wir an einer einsamen Bucht und stellen die Zelte am Meer auf.
Noch während dem Nachtessen fängt das Meer an zu steigen. Erst jetzt fragen wir uns, ob wir nicht ein wenig zu übermütig mit dem Zelt stellen waren. Ich setzte eine „Panikmuschel“, wenn das Meer diese erreicht, heisst es Zelt abbrechen und weiter oben neu aufstellen. Das Meer macht kurz vor der Muschel halt… Glück gehabt!
Weil es hier kaum Holz gibt entfachen wir ein Feuer mit Seetang und Benzin, nicht gerade Outdoor üblich aber effizient. Ein willkommender Nebeneffekt ist, dass der Rauch die immer zahlreicher werdenden Mücken vertreibt, oder das zumindest sollte.
Äussere Hebriden
Zurück in Oban wartet auf uns eine längere Überfahrt auf die Äusseren Hebriden. Mit uns stehen noch ca. 50 weitere Fahrradfahrer auf dem Terminal. Wir scheinen nicht die einzigen mit dieser Absicht zu sein. Uns beunruhigt diese Tatsache da wir doch fernab von all diesen Touristen diese Inseln geniessen möchten.
Eine Möwe begleitet uns im Segelflug den weiten Weg nach Arra, der untersten der Hebriden Inseln.
Schon von weitem sehen wir in der goldenen Abendsonne das Kisimul Castle in der Castlebay, welches ins Meer gebaut wurde. Der Wind weht uns sehr stark entgegen und sollte fortan unser ärgster Freund und Feind sein.
Vorbei geht’s an traumhaften Buchten und jadegrünem Meer immer weiter nach Norden. Abgesehen vom Nordwind könnte man fast meinen, in der Südsee zu sein. So wild und rau die Landschaft ist, so faszinierend und schön ist das Reisen auf diesen Inseln.
Unterwegs fragen wir einen Einheimischen, ob der Wind hier immer so stark weht. Seine Antwort war nur: nein normalerweise Regnet es.
Also bevorzugen wir den Wind!
In einem kleinen Laden kaufen wir 2 Bier zum Nachtessen. Leider verpassten wir die Gelegenheit, das Verfalldatum zu beachten. Der abgestandene Geschmack weist uns auf das Datum hin. Es ist seit 4 Jahren abgelaufen! Was solls, wir trinken es trotzdem. Unterwegs versuchen wir telefonisch ein Ticket für die Überfahrt nach Island zu buchen. Dies gestaltet sich sehr schwierig, da wir keine feste Adresse besitzen. Nach einigem hin und her, lösen wir das Problem, indem wir das Ticket hinterlegen lassen und die Rechnung von meiner Frau aus der Schweiz bezahlt wird.
Auf der „Isle of Lewis angekommen, erwartet uns das erste mal seit dieser Reise richtig Regen. Es ist kalt und wir fahren durchnässt Richtung Norden. Zuflucht bietet uns ein weiteres mal ein Pub wo wir uns mit einem „Black Sheep“ (Ale mit 12%) belohnen.
Der nächste Morgen begegnet uns einiges freundlicher, da das Wetter zunehmend sonniger wird. „Calanais“ wir kommen. „Calanais Standing Stones“ ist ein Steinkreis, ähnlich wie „Stonehange“, mit bis zu 2m hohen Granitsteinen. Wir warten die Abendsonne ab, damit die Steine im warmen Licht stehen, und ziehen los zu diesem alten Grab. Die Touristen haben das Weite gesucht und übrig sind nur noch eine Handvoll eingefleischte Fotografen. Das Bild, das sich uns zeigt, überwältigt uns. Im Nachhinein ist es eines der eindrücklichsten Erlebnisse in Schottland.
Am nächsten Tag verlassen wir die Äusseren Hebriden und kehren zurück aufs „Festland“ in die schottischen Highlands.
Die Schottischen Highlands
Ab Ullapool wird unsere Fahrt gebirgiger und einsamer. Wir radeln entlang sehr einsamen Lochs und wilden Landschaften. Wir kommen uns vor wie einsame Ritter im alten Schottland.
Aus nächster nähe begegnen wir einer Herde Rehe, die sich von uns in aller Ruhe filmen lassen. Bei einer solchen Begegnung entschliesst das Display der Filmkamera von Michel sich zu verabschieden. Nun ist er nicht mehr so flexibel mit Filmen, aber es geht noch.
An den Abenden beschäftigen wir uns oft mit eigensinnigen Aktivitäten, so auch eines Abends im Niemandsland. Wir haben genug von den lästigen Zecken, die uns noch immer täglich plagen. So entschliessen wir uns, in dem kleinen Bach der an unseren Zelten vorbeiführt, eine Insel mit Steinen zu bauen. Wir ernennen sie zu unserer autonomen zecken- und mückenfreien Insel.
Auf der Weiterfahrt durch die traumhafte Landschaft kommen wir am Ardvreck Castle vorbei, welches durch den Film „Der Highlander“ mit Sean Connery und Christopher Lambert berühmt wurde.
Die mystische Stimmung lädt immer wieder zum Verweilen ein; es ist so traumhaft schön hier.
Die Tagesetappen werden immer kleiner. Michel merkt die Müdigkeit des ewigen Windes in den Beinen. Oft kann er kaum schlafen vor Schmerzen. So beschliessen wir eines Tags an einem Bach unterhalb der Strasse zu nächtigen. Da wir glauben, alleine zu sein, ist bei der Gelegenheit auch gleich ein Nacktbad im kalten Bach angesagt. Ein Touristen Paar welches wenige Minuten später die Aussicht geniessen will, erschrickt bei unserem Anblick. Schon während dem Baden sehen wir am Boden etwas glitzern, Gold?
Wir suchen ca. 2 Stunden den Grund nach „Gold“ ab und sammeln es ein. Doch wahrscheinlich ist Schiefer… Egal für uns ist es Gold!
Wale, Krebse, und Delphine
Auf der Liste der Sehenswürdigkeiten von Michel sind unter anderem Wale, Krebse und Delphine aufgelistet. Am Strathy Point, so versichert man uns, soll unser Traum in Erfüllung gehen! Wir Fragen den Bauer, dem das Land gehört, ob es uns gestattet ist, beim Leuchtturm unsere Zelte zu stellen. Nun fängt das grosse Warten an. Wir sehen natürlich nichts! Der einzige, der uns Besucht, ist ein junger Seelöwe.
Wir liegen sehr gut in der Zeit und beschliessen, noch einen Abstecher zu den Orkney Inseln, genauer auf die grösste Namens „Mainland“ zu machen. Die See ist stürmisch, doch die erhofften Brecher bleiben aus, schade. Auch hier gibt es Steinkreise, jedoch nicht so imposant wie die auf den Hebriden.
Eine ausgewanderte Schweizerin weist uns auf eine alte Mühle hin, die man besichtigen kann. Der Betreiber interessiert sich nur von wo wir kommen und was wir Arbeiten. Er fragt uns, ob wir mit unserer Arbeit zufrieden sind. Während ich bejahe, muss Michel zugeben, dass er unterfordert ist. Er erzählt uns, dass er einen guten Job hatte, aber zunehmend unzufrieden wurde. Alkohol sollte seine Probleme lösen…
Eines Tages erhielt er die Möglichkeit, diese Mühle zu übernehmen und tat es. Seit dem gehe er jeden Tag zufrieden zur Arbeit. Sein Rat an Michel: „Was auch immer du gerne machen möchtest, tue es!“
Dieser Rat sollte Michel noch lange beschäftigen.
Das Wetter hat sich wieder verschlechtert. Wind und Regen fegen über unsere Köpfe hinweg und machen das Aufstellen der Zelte schwierig.
Einige Meter weiter gibt es bei Ebbe einen Pfad auf eine kleine Insel welcher bei Flut unter Wasser steht. Also warten wir die Ebbe ab. Wir Umrunden die Insel, müssen jedoch aufpassen, dass uns der Wind nicht die Klippen runter fegt. Wir erhoffen hier einen Puffin (Papageien Vogel) zu sehen. Im letzten Moment siehe ich einen Puffin im Felsen. Leider bleibt uns nicht sehr viel Zeit, da wir noch vor der Flut wieder auf dem Festland sein müssen.
Auch der nächste Tag verspricht nicht das beste Wetter, dafür aber sehr seltenen Rückenwind. So sind wir sehr schnell in Kirkwall, wo die Ardbeg Distilery ansässig ist. Noch ein wenig südlicher suchen wir ein Plätzchen zum zelten. Dies ist aber nicht so einfach, da überall nur Weideland ist. Den einzigen Platz den wir finden, ist bei einem Rastplatz, welcher bereits von mit zwei Campern belegt ist. Am Meer kochen wir zwischen Betonplatten unser Nachtessen und frieren erbärmlich. Aus Witz sagen wir zueinander, dass die Frauen im Camper uns doch zum Café einladen könnten… Wir sind schon fast im Zelt, als die Einladung kommt. Guinness, Longdrinks, Gegrilltes, eine Bettflasche unter Michels Jacke, so verbringen wir die halbe Nacht mit den Frauen. An jedem freien Wochenende fahren sie mit Hund, Katze und dem Camper durch Schottland. Esther Armstrong ist Künstlerin und malt Bilder von Schottland. Wir bewundern Ihre Bilder, lachen und diskutieren. Vor dem zu bette gehen müssen wir versprechen, dass wir nicht losfahren ohne zuerst mit ihnen selbst gemachte schottische Pancackes zu Essen. Gerne gehen wir dieser Einladung nach….
Die letzten Tage in Schottland
Mit der Fähre landen wir in John o`Groats, wo die spitzigen Felsformationen aus dem Meer ragen. Unterwegs besuchen wir noch das „May“ Castle, das Feriendomizil der Englischen Queen. Die nächste Nacht verbringen wir bei Ruinen einer alten Fabrik. In einer der Lagerhallen sehen wir im Schutze der Witterung ein Chemine, welches wir für die Nacht aussondieren. Was wir erst später merken ist, dass wir hinter den Kulissen eines Touristenausflugsziels nächtigen. Flagstone, so der Name dieses Ortes, war früher bekannt für Steinplatten, die in alle Welt verschifft wurden. Wir machen es uns trotzdem vor dem Chemine gemütlich.
Planung für Island
In Thurso angekommen, fängt für uns die Planung für Island an. Thomas geht zum Coiffure, die Fahrräder müssen durchgeschaut werden und zu guter Letzt steht der Einkauf an. In einem Einkaufcenter decken wir uns mit Material für 22 Tage im Hochland ein. Unser Ziel, das viele Essen (17 Kg) ins Land zu schmuggeln. Reis, Saucen, Teigwaren, Hafer für Borridge, Kartoffelstock und zu guter Letzt Schokolade. Gerade das letzte ist besonders für Michel sehr wichtig geworden, er verzehrte täglich rund ein halbes Kg davon.
Nach fast jeder Tätigkeit verdrücken wir einen Apple Pie…
Wir wägen das ganze Essen und verpacken es in Zip Gefrierbeutel zu Tagesrationen.
Ja selbst eine Flasche Single Malt findet den Weg in unser Gepäck.
Am Abend lernen wir Sean o Brian & Toni Glaholm kennen. Sie sind Irländer und beabsichtigen wie wir nach Island zu fahren, dies aber mit den Motorrädern. Sie können unsere Tour kaum glauben. „Ohh my God“ ist das einzige, was sie immer wieder raus bringen. Kein Wunder dass wir uns mit Ihnen anfreunden.
Schottland – Island
Diese paar Tage Pause tun besonders Michel sehr gut, er spürt die Müdigkeit enorm!
Doch nun sind wir wieder voll Tatendrang fürs neue: Island wir kommen!10 Jahre war dieses Land ein wager Traum von Michel, und nun soll es endlich soweit sein. Thomas war im Jahre 1994 das letzte Mal mit dem Fahrrad auf dieser faszinierenden Insel.
Schon vor ein paar Wochen hat man uns mitgeteilt, dass es in Island ein Erdbeben gegeben hat. Einige Häuser sind beschädigt und Brücken stürzten ein. Wir fragen uns, ob dies einen Einfluss auf unsere Reise hat. In Island gibt es häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche.
Es ist 3:00 Uhr Morgens und wir haben unsere Wecker vergebens gestellt! Einige Camper sind sehr früh auf und machen einen enormen Lärm. Sie haben wohl Angst, dass Ihr Ticket für die Fähre nach Island verfällt. Wir nehmen uns ein wenig mehr Zeit. Schon von weitem sehen wir im Morgenrot die Fähre einlaufen. Da es die erste Fähre in diesem Jahr nach Island ist, stehen bereits viele Reisende parat. Alles was abenteuerlustig ist, hat den Weg nach Scrabster gefunden. Camper, Jeep, Motorräder, ja sogar einen Hummer steht am Hafen parat. Was sind da schon unsere Fahrräder dagegen?
Zu unserer grossen Verwunderung sehen wir einige Filmteams am Pier stehen. Um uns kann es sich kaum handeln. Des Rätsels Lösung kommt in Form einer Frau mit grossem Anhänger im Schlepptau wie ins Ziel gerannt. Später erklärt man uns, dass diese Frau schon eine Berühmtheit in England ist, die soeben von Ihrer Weltreise zurück kommt. Sie läuft mit dem Anhänger durch die ganze Welt.
Auf der Fähre geht es erst einmal auf Erkundungstour. Kino, Duty – Free Shop, Bar, Spielkästen, ja sogar ein Hallenbad. Die Preise hingegen lassen einem lieber auf Deck verweilen. Später entschliessen wir uns im Duty – Free Shop ein Sixpack Bier zu kaufen, da dies die günstigere Variante ist als an der Bar zu trinken. Wir Geniessen die Fahrt in vollen Zügen, einfach zurück lehnen und geniessen…
Nach einigen Stunden laufen wir im Heimathafen der Smyril Line, in Tórshavn auf den Färöer Inseln ein. Leider haben wir nicht die Möglichkeit, sie zu Erkunden. Von der Fähre aus sehen die Häuser mit Ihren Gras bewachsenen Dächern sehr Abenteuerlich aus.
Doch noch etwas anderes macht uns langsam Angst und Bange. Wir fragen uns, ob all die wartenden Touristen Platz auf der Fähre finden…
Auf der Weiterfahrt geht es im Schutze der Inseln Richtung Norden. Die See ist rauer geworden, weshalb die Fähre nicht direkt aufs offene Meer hinaus fährt. Uns soll´s recht sein! Andächtig stehen wir auf dem hinteren Deck und sehen wie ein grosser Wasserfall direkt neben uns ins Meer fällt. Da sagt Thomas nur: „ Jetzt bekomme ich so richtig die Abenteuerlust“.
Den Rest des Abends verbringen wir in der Bar, wo diverse Shows geboten werden, wie z.B. ein Zauberer oder eine Musikband namens „Chokolate trio“. Michel fängt an, mit seiner Blues – Harp mit zuspielen. Einen Augenblick später steht er auf der Bühne und bluest mit der Band seine Seele aus sich heraus. Der Lohn: ein Bier! Bei diesen Preisen auf dem Schiff ein ganz guter Lohn!
Um Mitternacht zieht es uns unter Deck in unsere 10er Koje „gute Nacht“.
Es ist Morgen und so langsam kommt Unruhe im Schiff auf. Jeder will noch kurz etwas in den Magen bekommen bevor wir in Island einlaufen.
Auf Deck treffen sich alle Abenteuer geplagten Menschen sowie auch solche, die es gerne wären, und schauen dem Regen zu.
Die Einfahrt durch den Seydisfjördur bis zum gleichnamigen Städtchen ist total verhangen.
Ein etwas älterer Mann sagt zu seiner Frau: „das ist eine Schweinerei, im Reiseprospekt steht nichts von schlechtem Wetter und auch auf den Bildern ist immer blauer Himmel! Er müsse unbedingt mit der Reiseleiterin sprechen, so gehe das nicht. Was machen eigentlich die
armen Camper in dieser Kälte im Wohnmobil?“ Seine Frau versucht ihn zu beruhigen, und antwortet: „ Die haben natürlich eine Heizung im Camper.“ Wir fragen uns nun, was machen eigentlich die armen Fahrradfahrer im Zelt? Das ist Typisch, mit uns hat mal wieder niemand Mitleid.
Südküste
So langsam machen wir uns Gedanken über unsere 17 Kg Essen in den Taschen, die wir illegal einführen wollen. Auf der Fähre hat uns so mancher erzählt, dass wir das ganze bei den Zöllnern sehr schnell los sind.
Uns kommt das schlechte Wetter entgegen. Es regnet so heftig, dass sich niemand für uns Fahrradfahrer interessiert.
Nun kommt der Abschied von unseren beiden Irländern. Ob wir uns jemals wieder sehen?
Während die meisten gleich weiterfahren, suchen wir erst einmal den Zeltplatz auf, der nebenbei erwähnt ziemlich unter Wasser steht.
Auf einer kleinen Tafel am Fenster der Rezeption hängt ein Foto eines älteren Schweizers, der seit einigen Jahren seine Ferien mit dem Moped und Anhänger in Island verbringt. Jedes Jahr trägt er das Datum auf der Tafel ein. Für solche Individualisten hatten wir schon immer viel übrig und betrachten das Foto fasziniert.
Der Regen hat unterdessen nachgelassen und wir können sogar das Nachtessen im freien geniessen, bevor es auf Erkundungstour geht. In einem kleinen gemütlichen Café bestellen wir unser erstes Bier aus der Dose, mit ca. 2 ½ % Alkohol. Der Preis lässt uns in die Realität zurück kommen, umgerechnet rund 25 SFr. für 2 Bier.
Eine weitere erschreckende Entdeckung machen wir im Einkaufszentrum. An einer Pinnwand hängt ein SVP Plakat mit den schwarzen Schafen, aber auf Isländisch geschrieben. Hat man nicht einmal hier ruhe davon?
Die einzige Weg aus Seydisfjördur heraus führt über einen Pass nach Egilsstadir. So fahren wir am nächsten Morgen gemütlich los. Kurz vor dem höchsten Punkt fängt es zuerst an zu regnen, kurz darauf schneit es. Island empfängt uns mit dem bekannten rauen Klima.
Von Egilsstadir aus nehmen wir den Bus bis Höfn um Zeit zu sparen für die Sprengisandur Hochlandroute, die wir als Highlight unserer Tour ausgewählt haben.
In Höfn erklärt uns die Frau im Tourismus Büro, dass dieses Hochland wegen dem strengen Winter noch geschlossen ist. Sie lacht erst recht, als sie erfährt, dass wir dies auch noch mit dem Fahrrad bereisen möchten und nicht wie alle „Normalen“ Touristen mit Geländefahrzeug.
Aus weiter Ferne sehen wir die ersten Ausläufer des Vatnajökull, dem grössten Gletscher in Europa. Mit einer bis 1000 m dicken Eisschicht und einer Fläche von 8300 km2 ist er doppelt so gross wie alle Gletscher in Europa zusammen.
Der Gegenwind ist wie immer unser stetiger Begleiter und sollte sich auch nicht gross ändern…
Auch das Wetter ist sehr unsicher und kalt. Unser Ziel ist der Gletschersee Jökulsarlon mit dem Abbruch des Vatnajökull. Unterwegs erleben wir eine Attacke von Möwen. Diese Vögel nisten ausgerechnet in der Nähe der Strasse und fühlen sich von uns gestört. Sie fliegen von hinten über unsere Köpfe hinweg und versuchen uns mit ihren Krallen am Kopf zu packen. Schnell ziehen wir uns etwas über den Kopf um uns zu schützen. Da diese Technik nicht mehr funktioniert, setzen sie sich vor unsere Räder. Wir unsererseits machen nun mit dem Fahrrad Jagt auf die sitzenden Tiere… Wir siegen Yeah.
Kurz vor dem See kommen wir in eine Gewitterfront. Wir hoffen, dass es am See vor lauter Regen und schlechtem Wetter auch noch was zu sehen gibt.
Die Touristen lassen es erahnen, wir sind da!
Jökulsarlon Gletschersee
Aus nächster Nähe können wir die Eisblöcke in allen Farben bewundern.
Michels Traum ist es, den Gletscherabbruch, welcher noch einige Kilometer weiter hinten liegt, zu besichtigen und Ihn beim „kalbern“ zu erleben. Also schieben wir unsere Räder über Geröll und Steine mühsam vorwärts. Unterwegs finden wir eine geeignete Stelle am See, die flach genug für unsere Zelte ist. Nach dem Nachtessen machen wir uns mit unserer Foto- und Filmausrüstung weiter Richtung Abbruch. Wir haben die Distanz unterschätzt, es ist noch sehr weit. Die Sonne drückt noch einmal durch die Wolken und färbt die schwimmenden Eisblöcke goldig ein. Was für ein Bild! Uns zieht es nicht mehr weiter zum Gletscherabbruch.
Blauer, wolkenloser Himmel und die Eisblöcke spiegeln sich perfekt im glasklaren Wasser. So präsentiert sich der heutige Morgen. Uns verschlägt es den Atem, so etwas haben wir nach dem gestrigen Tag nicht erwartet. Wir stürzen uns, mit dem Finger am Auslöser des Fotoapparats aus dem Zelt. Eine Stunde später ist der ganze Zauber vorbei und es zieht eine leichte Brise auf. An diesem Tag haben wir etwas gelernt, das uns die ganze Weiterreise noch wichtig werden wird. Zeit! Nur wer sich die Zeit nimmt, bekommt Chancen um gute Bilder zu machen, notfalls muss man an Ort und Stelle übernachten und den richtigen Zeitpunkt abwarten. Da die meisten Touristen ein sehr knappes Reiseprogramm zur Verfügung haben, bleibt Ihnen höchstens eine halbe Stunde, und dies meist bei schlechten Wetter- und Lichtverhältnissen.
Die Weiterfahrt führt uns weiter der Bergkette entlang Richtung Westen. Schon bald eröffnet sich die Skeiðarsandur Ebene, ein flaches Gebiet, in dem unzählige Bäche und Flüsse die ins Meer münden. Unser nächstes Ziel ist der Svartifoss (-foss heisst auf isländisch Wasserfall) und der eher unbekanntere Hundarfoss. Die Preise auf diesem Zeltplatz extrem teuer und die Dusche kostet extra. Nach dem Zelt stellen Wandern wir los, den Hügel hinauf zum Hundarfoss und dann weiter zum Svartifoss. Der letztere Wasserfall ist eingebettet in ein Meer von grünen Sträuchern. Der Wasserfall selbst in einer Art Kessel und fällt über orgelartige Basaltsäulen. Da es hier in den Sommermonaten kaum dunkel wird, hat man sozusagen die ganze Nacht Zeit zum fotografieren, was wir auch nutzen. Um Langzeitbelichtungen zu machen, müssen wir bis Mitternacht beim Wasserfall ausharren.
Mit strahlend blauem Himmel fängt der nächste Morgen an. Die Landschaft zeigt sich in Ihrer ganzen Pracht. Leider weht schon bald unser lieber Wind frontal gegen uns. Die Strasse ist flach und gerade, nur alle ca. 20 km macht sie eine leichte Kurve. Wir kämpfen gegen den Wind. Wie schnell sich das Wetter ändern kann, sehen wir auch heute wieder. Ohne es zu merken baut sich eine Gewitterfront auf. Erst als der erste Blitz den Himmel erhellt, verspüren wir das Bedürfnis härter in die Pedale zu steigen.
Nach einigen Kilometern liegt das Gewitter hinter uns und wir sehen zu unserer Freude einen Zeltplatz mit Hot Pool. Eigentlich haben wir noch nicht viele Kilometer in den Beinen, doch dieses Angebot lockt uns zu einem Bad.
Am nächsten Tag geht die fahrt weiter durch die Mýrdalssandur, eine Lavawüste mit sehr abwechslungsreichen Landschaften. Am Mittag sehen wir eine Art Schutzwall bei dem wir ein Boridge zubereiten. Nach einigen Minuten kommen zwei Touren Radler zu uns und berichten von einer Wüstenstrecke, die auch wir als Abkürzung geplant hatten. Sie raten uns dringend von unserem Vorhaben ab. Es sei sehr schwieriges Gelände und man müsse das Rad sehr oft schieben. So entschliessen wir die etwas längere aber hoffentlich angenehmere Route zu nehmen.
Die weiterfahrt machen wir zu viert.
Kurz vor Vik beschliessen wir die Zelte bei einem Wasserfall, welcher durch die Felsen ins Tal fällt, aufzustellen. Unsere Begleiter zieht es für einmal in ein Hotel. Nach dem Nachtessen beschliessen wir zu dem Wasserfall hinauf zu klettern.
Dieses Vorhaben stellt sich als regelrechtes Abenteuer heraus. Felsblöcke verwehren uns den Zugang zu diesem Paradies. Wir müssen uns den Weg regelrecht suchen.
Doch der Wasserfall entlöhnt all unsere Mühen. Sicher zwei Stunden verweilen wir in diesem Paradies. Zurück versuchen wir es über eine andere Route, welche über eine Felswand hinunter führt. Doch auch diese Kletterpartie hat es in sich.
Vik ist ein kleines Städtchen, das in der Schweiz kaum richtig als Dorf anerkennt würde. Hier jedoch zählt es schon zu den grösseren Häuseransammlungen. Auch hier raubt man uns die Hoffnung, die Sprengisandur Hochlandstrecke zu befahren. Die Route sei noch immer geschlossen und unpassierbar. In unserem Frust gehen wir auf Einkaufstour. Vik ist die Hochburg vonqualitativ hochstehenden Wollkleidern. Isländische Wollkleider gelten als die besten weltweit und werden ungewaschen verkauft, damit das fett der Tiere in der Wolle bleibt. Somit ist ein Wollpullover beinahe wasserdicht.
Da unsere Hochlandroute immer noch geschlossen ist, beschliessen wir zuerst die Kjölur Hochlandroute zu durchqueren. Diese ist um einiges einfacher aber deshalb auch Touristischer.
Unser nächstes Ziel ist zuerst aber einmal der Skógafoss. Bei strömendem Regen kommen wir bei diesem Touristen Magnet an. Zum Fotografieren ist das Wetter zu schlecht. Also stellen wir die Zelte auf und hieven einen Tisch in den Unterstand, damit wir, und später auch andere Camper, im Trockenen kochen und essen können.
Später schaut die Sonne ein wenig durch die Wolken und wir ziehen los. 60m fällt eine gewaltige Wassermasse ins Tal. Um so näher wir dem Wasserfall kommen, umso grösser der Niederschlag, der durch den Aufprall des Wassers am Boden aufgewirbelt wird.
Den Skógafoss kann man von verschiedenen stellen aus erleben und bietet so verschiedene Blickwinkel für gute Fotos.
In den Felswänden nisten Möwen und segeln auf der Nahrungssuche dynamisch vor dem Wasserfall durch.
Am nächsten Tag besuchen wir den Seljalandsfoss, ein traumhaft schöner Wasserfall, um den man herumlaufen kann. Auch hier ist es sehr schwierig zu fotografieren, aber für einmal nicht wegen des Geländes, sondern wegen der Touristen, die genau vor der Kamera Ihre Mittagspause verbringen möchten. Das gute an Touristen ist, dass die Zeit absehbar ist, denn sie haben meist nur eine halbe Stunde Zeit, bis es weiter geht. Island in 3 Tagen, der goldene Zirkel, der Renner schlechthin für Touristen.
Nach einigen Kilometern geht es Richtung Landesinnere zum Geysier. Zu unserer grossen Verwunderung ist die Strasse asphaltiert, denn laut Karte sollte es noch unbefestigte Strasse sein. Island hatte noch bis vor wenigen Jahren nur in der Hauptstadt Reykiavik befestigte Strassen, später kam die Ringstrasse hinzu. Langsam aber sicher sind die abenteuerlichen Tage auf den Strassen Islands vorbei, schade.
Es wird zur Zeit sogar über eine Autobahn diskutiert, die durch die Kjölur Strecke führen soll. Zum Glück gibt es noch genug Widerstand seitens Bevölkerung, ja sogar von Touristen.
Schon von weitem sehen wir in regelmässigen Abständen eine Dampfwolke aufsteigen, die den Geysier ankündigt.
Geysir
Das einzige Highlight in Geysir ist der „Strokkur“ Geysier. Bei der Ankunft wird Thomas ohne Wenn und Aber von einem Japaner belagert, der sich auf sein Fahrrad setzen will und sich mit seiner Kamera fotografieren lässt. Kaum ist das Foto im Kasten, ist er auch schon wieder verschwunden.
Der Ort selbst hat nichts für Individualreisende zu bieten, ein Hotelkomplex und ein übergrosser Touristenshop. Oft geben die Touristen ein lustiges Stelldichein, so auch jener Tourist, der verträumt anstatt durch die Glastüre hinaus, in die „Freiheit“ einen Meter daneben in die Glasfront läuft. Noch während er sich fragt, was passiert ist, öffnet sich die Schiebetüre und schleift seinen Kopf dem Glas entlang. Danke Dir, so haben wir noch lange etwas zum lachen.
Im Zeltplatz inbegriffen ist auch der Hot Pool des Hotels. So beschliessen wir vor dem Hochland 2 Tage zu pausieren (und baden), um wieder zu Kräften zu kommen.
Die Temperaturen sind am Tag gestiegen und unsere Zelte stehen im Schutze einiger seltener Bäume, die uns den Wind vom Leibe halten.
Ab 23:00 Uhr ist für uns die Zeit reif, dem ehrwürdigen Geysir einen Besuch abzustatten.
Ca. alle 15 bis 20 Minuten donnert es unter dem Boden. Kurz darauf bildet der Geysier für ein paar Sekunden eine grosse Blase, bevor er ausbricht, und mehrere Meter in die Höhe schiesst. Bei Sonnenuntergang ergeben sich gewaltige Bilder, die jedem Fotografen den Puls höher schlagen lässt.
Eigentlich gab es bis vor wenigen Jahren noch einen zweiten Geysir, der als Mutter aller Geysire galt. Von ihm stammt der Name „Geysir“. Leider ist er aufgrund eines Erdbebens seit Jahren nicht mehr aktiv…
Wichtig ist, dass beim Ausbruch des Geysir die Windrichtung beachtet wird. Genau diese Regel hat Tags darauf ein Tourist verletzt. Eigentlich hätte er ja nur sehen sollen, auf welcher Seite alle anderen Touristen stehen! Resultat: er und seine gesamte Fotoausrüstung erhalten eine heftige Dusche.
Wir können uns kaum von diesem Naturschauspiel trennen, rund 18 Stunden, meistens in der Nacht, haben wir hier zum Filmen und Fotografieren verbracht. Fazit: 2 Stunden Film, und ca. 100 Fotos.
Nach zwei Tagen zieht es uns Richtung Hochland, zum Gullfoss (Goldener Wasserfall).
Schon unterwegs nimmt der Wind heftig an stärke zu. Nur mit Mühe können wir uns bei den Seitenböen auf unseren Rädern halten. Beim Gullfoss machen wir erst einmal Pause und trinken ein Café. Hier erfahren wir, dass wenn man ein Cafe bezahlt hat, der Käufer noch dreimal gratis nachfüllen kann. Hoffentlich merkt niemand, das wir noch einige Male mehr nachgefüllt haben.
Vor der Weiterfahrt besichtigen wir den Gullfoss, der über zwei Etagen in eine Schlucht fällt, und das auf einer enorme Breite. Zum Fotografieren ist es aber fast zu windig und wir machen nur einige wenige Bilder.
In der Ferne sehen wir, dass im Hochland ein gewaltiger Sandsturm in Gange ist. Wir versuchen es trotzdem.
Schon nach einigen Minuten sehen wir kaum noch 20 Meter weit, der Sand dringt in alle Kleider und der Kopf wird sandgestrahlt. Nach 2 Kilometer kommt uns in schneller Fahrt ein Tourenradler entgegen. Er berichtet von sehr schlechten Strassenverhältnissen und Schlaglöchern. Auch der Wind sei im Hochland noch um einiges heftiger. Er werde niemals wieder in das Hochland fahren, es sei die Hölle.
Wir machen uns doch langsam Gedanken, ob wir umkehren oder weiterfahren sollen.
Die Vernunft nimmt Überhand und wir kehren in rasantem Tempo zurück zum Gullfoss.
Am späteren Abend beschliesst ein Kanadisches Radlerpaar ins Hochland zu fahren. Wir raten Ihnen ebenfalls ab. Doch der Mann will noch heute fahren, während sich seine Begleiterin nur mit Widerwillen zur weiterfahrt bewegen lässt. Aus unserer Sicht ist dies verantwortungslos, doch können wir sie nicht überzeugen.
Wir werden es Morgen noch einmal versuchen. Die Nacht verbringen wir im Schutze eines Hügels beim Gullfoss.
Das Kjölur Hochland
Der Wind hat sich etwas gelegt und wir können das Hochland in Angriff nehmen. Zuerst kommen wir noch in den Genuss von asphaltierter Strasse, doch schon nach einigen Kilometern fahren wir auf unbefestigter Strasse weiter. Die Landschaft ist traumhaft schön und wir halten des öfteren an zum Fotografieren.
Der erste Teil der Strecke steigt steil und rasant an. Für Michel ist es sehr anstrengend auf dieser Strasse. Der Belag wechselt alle zwanzig Meter die Eigenschaft. Schwimmender Sand, Geröll, Schlaglöcher und dann auch wieder sehr gut zu befahrende Abschnitte. Thomas scheint nicht so viel Mühe zu haben, ja er Geniesst es sogar.
Von weitem sehen wir noch immer einige Wirbel von Sandstürmen und zu allem Überfluss fängt es auch noch an zu regnen. So kommt es, dass wir hinter einer Schutzhütte, die verteilt auf dem Hochland stehen um Reisenden Schutz bieten, unser Nachtessen zubereiten. Michel friert dermassen, dass er schon sehr bald in seinem Zelt liegt.
Der nächste Morgen verspricht einen wundervollen Tag zu werden. Blauer Himmel mit ein paar wenigen Wolken, die die Wüste in ihrer vollen Pracht zur Geltung kommen lässt.
Die Fahrt hingegen ist weiterhin eine Tortur für Michel. Ihm schmerzen die Handgelenke und sein Kopf wird so richtig durchgeschüttelt. Trotzdem geniessen wir die fahrt.
Wir stellen die Zelte an einem kleinen Bach auf um anderntags einen Abstecher nach Kerlingarfjöll, einem eher unbekannten Thermalgebiet zu unternehmen.
Der Weg führt 30 km ins Landesinnere und das mit einigen Bachdurchquerungen. Von einem Radlerpaar erfahren wir die beste Stelle zum durchfurten des grössten Baches. Wir sind um diese Information sehr dankbar, denn der Bach hat es noch so in sich. Nun geht es immer Bergauf bis zum letzten touristischen Aussenposten auf dieser Strasse. Hier gibt es zu unserem Verwundern mehrere Touristenunterkünfte und ein Restaurant, wo wir uns erst einmal stärken. Für die meisten Touristen ist hier Endstation. In der nähe gibt es einen kleinen Bach mit Heisswasser zum Baden. Weiter geht kaum einer… ausser wir.
Schon nach einigen Kilometern sehen wir in einem Tal umgeben von Schnee, inmitten von Lavagestein Dampf aufsteigen. Rund drei Stunden durchwandern wir dieses Gebiet und können uns nur mit Mühe mit Fotografieren zurückhalten. Überall brodelt die Erde oder es steigt Dampf auf. Es ist fantastisch diese Farben zu erleben. Wir werden für unsere Strapazen entlöhnt.
Wir Geniessen auch die Tatsache, dass kaum ein Tourist seinen Fuss auf diesen traumhaften Fleck Erde setzt.
Völlig Überwältigt fahren wir am späteren Nachmittag wieder hinunter ins Tal. Das Wetter hat sich nun Verschlechtert und es fängt auch schon bald wieder an zu Regnen. Völlig durchnässt kommen wir bei unseren Zelten an. Es ist der erste Abend, an dem wir im Zelt kochen. Schon in Schottland entwickelten wir eine Methode, damit wir ohne Probleme in unseren einer Zelten kochen können.
Hveravellir die Oase im Nichts
Wer macht den ersten Schritt vor das Zelt? Ein lautes Rauschen und Summen weckt uns auf. Diese kleinen Biester! Über Nacht haben sich tausende von „Sandflys“ in unserem Vorzelt gesammelt und warten gierig auf uns! Diese Fliegen sehen aus wie Früchtefliegen, sind aber sehr aufdringlich. Im Gegensatz zu Schottland stechen sie aber nicht, dafür haben sie die Eigenschaft in die Nase und Ohren zu fliegen. Thomas hat ein Mücken Netz mit dabei, während Michel es aus Gewichtsgründen zuhause gelassen hat… ein Fehler!
An diesem Morgen stellten wir den Rekord im Zelt abbrechen auf.
Selbst während der Fahrt holen uns diese Biester ein. Wir verschlucken sogar einige; guten Appetit! Schon nach einigen Kilometer sehen wir in der Ebene Dampf aufsteigen, Hveravellir.
Hier Beschliessen wir zwei Ruhetage einzulegen und uns zu erholen von den Strapazen des ersten Wüstenabschnitts. Hveravellir ist ziemlich in der Hälfte der Kjölur Strecke und ideal
gelegen als Stützpunkt. Die Rettungswache, die den Verunfallten Hilfe bietet, ist hier Stationiert. Mit Patrouillen fahren sie die Strassen ab und suchen nach Personen die in Not sind. Daneben gibt es einen kleinen Laden, der allerdings nichts vernünftiges zu Verkaufen hat, ausser Biskuits, die wir auch gleich aufkaufen. Die Duschen sind einmal am Tag offen, am Abend zwischen sieben und acht. Und da hat es noch eine kleine Reiseunterkunft, das ist auch schon alles. Das absolute Highlight ist das Thermalgebiet. Schlammlöcher, kleine Geysire, und viel Dampf. Nicht zu vergessen ist der natürliche Hot – Pool mit 40c˚ warmem Wasser. Hier verbringen wir auch die meiste Zeit zum erholen.
Schon von weitem sehen wir sie kommen, Anna Dora Saeporsdòtrier. Sie arbeitet für das Tourismusamt in Island und macht eine Umfrage über die Wünsche der Touristen. Wir füllen den Fragebogen aus und erhalten so die Chance, unsere Meinungen einfliessen zu lassen. Die Touristen können sehr viel Schaden anrichten. In Island leben rund 312,872 Menschen, davon 196,161 im Hauptstadtgebiet. Im Jahr kommen im Gegensatz dazu rund 484.000 Touristen zu Besuch ins Land, Tendenz steigend.
Um diese Massen an Touristen zu bewältigen, braucht es eine gute Infrastruktur.
Wenn man die Fläche begutachtet, sieht man schnell wie viel unberührte und auch höchst sensible Natur es hier gibt. Island hat eine Fläche von rund 103,000 km2 ( die Schweiz misst rund 41,285 km2 ) davon 1000 km2 Hauptstadtgebiet, 23,805 km2 Bewachsene Fläche, 2,757 km2 Binnenseen, 11,922 km2 Gletscher und 64,538 km2 Wüste.
Es ist sehr schwierig, den Touristen und den Einheimischen gerecht zu werden.
Wir vertreten die Meinung, dass z.B. nicht alle Strassen befestigt werden müssen. Island ist eines der letzten abenteuerlichen Länder in Europa, und dies sollte auch so bleiben. Wir Menschen müssen nicht immer überall hinkommen, und dies auch noch bequem im bulligen Geländefahrzeug.
Nach einigen Bädern und Biskuits kommt unsere nächste Begegnung in Form eines sehr farbig angezogenen Mannes. Mit Fahrradhosen in 80er Jahr Farben, steht Oswald aus der Schweiz vor uns. Wie wir ist auch er mit dem Fahrrad unterwegs, und dies auch schon zum wiederholten Male. Wir verbringen Stunden mit Diskutieren und Tipps notieren.
Oswald sollte uns auf dem Rest der Tour noch einige male über den Weg fahren und zu einem treuen Begleiter werden.
Auch hier erfahren wir, dass das Askia Hochland noch immer geschlossen ist. Uns wird klar, dass es einfach nicht sein sollte. Hinzu kommt, dass wir aus verschiedenen Quellen erfahren haben, dass diese Route sehr schwierig zu befahren ist. Treibsand, wilde Bäche mit schmelzendem Gletscherwasser und sehr schlechten Strassen. Dies alles würde uns dort erwarten. Da wir doch schon lange „On Tour“ sind und mittlerweile auch müde Beine haben, lassen wir es besser sein und behalten diesen Traum für später auf.
Die Weiterfahrt, und das „Nordwärts“ Brot
Nun wird es höchste Zeit, unser Lager abzubrechen und wieder auf die Strasse zurück zu kehren. Es gibt jedoch noch eine Verzögerung. Anna Dora möchte uns noch interviewen für ihre Arbeit. Alls Gegenzug macht sie vor Michels Kamera ein Interview. Nach dem Abschied von ihr und Oswald sind wir wieder zurück auf der Schotterpiste.
Die fahrt ist nun dank der Erholung einfacher, aber auch die Strasse ist nicht mehr ganz so holprig schwierig zu fahren. Unser Ziel ist die nächste Schutzhütte. Bei eisiger Kälte stellen wir im Schutze der Hütte unser Lager auf. Die Hütte selbst ist heruntergekommen. Überall liegt Abfall und das Haus fällt fast auseinander. Dennoch geniessen wir es im Schutze zu kochen und zu verweilen.
Die Landschaft ändert sich heute langsam aber sicher. Es wird immer grüner und es gibt immer mehr Bäche und Flüsse. Das erste Zeichen der Zivilisation kommt in Form eines Restaurants. Uns hält nichts zurück, ein guter Café zu trinken und eine Waffel in der warmen Sonne zu geniessen.
Die nächsten 2 Tage strampeln wir immer mehr nach Norden und schon bald geht’s auf guter Strasse hinunter ins Tal. In Blönduós ist der nächste Rasttag angesagt. Kleider waschen, duschen und unser Projekt verwirklichen. In Island ist das Essen dermassen teuer, dass wir auf Luxus wie Brot verzichten müssen. Also beschliessen wir den Versuch zu wagen, selbst Brot zu backen und dies ohne Backofen. In der Wasserpfanne füllen wir ca. 2 cm Wasser ein, legen den Deckel darauf. Der Brotteig wird dann in den Deckel gelegt. Ein weiterer Deckel auf das ganze und der Backofen ist komplett. Der erste Versuch ist nicht übel, dennoch müssen wir das ganze noch überarbeiten.Der Rest der Tour verfeinern wir die Methode bis das Resultat ist ein süssliches Fladenbrot, das mit Himbeerkonfitüre bestrichen wird. Dies ist nun unser neues Morgenessen für den Rest der Reise.
Immer mehr Camper und Wohnwagen füllen den Zeltplatz. Gut haben wir noch einen Tisch beschlagnahmt. Ein Mann kommt zu uns und fragt, ob er die Möglichkeit hätte, seinen Wohnwagen neben unsere Zelte zu stellen. Nur mit Widerwillen lassen wir ihn in unser Hoheitsgebiet. Sehr schnell kommen wir mit ihm ins Gespräch. Sein Name ist Steindòr Björnsson und wie fast alle Isländer fährt er übers Wochenende mit dem Camper aufs Land. Mit drei Cafés und Süssigkeiten setzt er sich an unseren Tisch. Auch hier freunden wir uns sehr schnell mit ihm an. Steindòr gibt uns wichtige Informationen und Tipps für die Weiterreise. So lernen wir Land und Leute immer besser kennen.
Steindòr besitzt ein Taxiunternehmen in Reykjavik. Zum Abschied schreibt er seine Adresse und die Mobilnummer auf unsere Landkarte. Falls wir irgend ein Problem mit den Fahrräder hätten, egal wo und wann, er würde uns holen und zum Flughafen fahren. Danke Steindòr für alles.
Ein weiterer Gast ist auch Oswald, den wir in Kjölur kennen lernten, der uns gelegentlich einen Besuch abstattet.
Uns zieht es weiter an die Südküste auf die Snæfellsnes Halbinsel. Doch zuerst machen wir noch einen Besuch bei der Kolugliufur Schlucht mit einem schönen Wasserfall. Wir Klettern in den nassen Felsen umher und schenken den Absperrungen kaum Beachtung. In Michels Übermut springt er Thomas hinterher und sieht noch im Blickwinkel das Seil, das die nicht zu übertretende stelle markiert, bevor er am Boden liegt. Für ihn ist mit Filmen Schluss, seine Hüfte schmerzt dermassen, dass er es noch knapp ins Zelt schafft. Thomas macht noch ein wenig weiter und Klettert über Felswände mit losem Stein hinunter an den Bach.
Die nächsten vier Tage, erinnert Michels Hüfte bei jedem Pedaltritt an seinen Sturz.
Bei Strömendem Regen fahren wir völlig durchnässt in Buðardalur ein.
Snæfellsnes Halbinsel
Schon nach wenigen Kilometern ist Schluss mit befestigter Strasse und wir kämpfen uns ein weiteres mal mit Schotterstrasse ab. Die Fahrt führt uns der Küste entlang Richtung Westen. Die dunklen Regenwolken verleihen der Landschaft einen mystischen Touch.
Unterwegs sehen wir ein Schild das auf ein Restaurant hinweist, also nichts wie hin. Vor der Türe sieht es aber nicht so richtig nach Restaurant aus. Auch die angesprochene Person wird Stutzig. Er führt uns in den Garten des Hauses und schon bald sitzen wir gemütlich bei einem Café. Nun erfahren wir, dass das besagte Restaurant schon seit zehn Jahren geschlossen ist.
Bis Budardalur gibt es nur sehr wenig zum besichtigen, ausser einem Lavafeld, in dem wir sehr schöne Lavasteine für zuhause finden. Budardalur selbst ist eines der wenigen Städtchen auf Island, das sich zu besichtigen lohnt. Schöne farbige Wellblech Häuser geben gute Fotoobjekte ab. Bei Glace und Sonnenuntergang neigt sich der Tag zu Ende.
Kaum aus der Stadt, fahren wir an den Kirkjufellfoss. Kaum ein Wasserfall ist dermassen schön gelegen wie dieser. Also Fotopause.
Das nächste Städtchen heisst Hellissandur. Unsere Karte verspricht ein Hallenbad, das wir nun mit Freuden suchen. Dieses hat jedoch seine Tore schon vor einigen Jahren geschlossen, dasselbe mit dem Einkaufs Zentrum. Da der Zeltplatz keine Duschen hat, versuchen wir es im Hotel welches den Zeltplatz verwaltet. Die hingegen verlangen extra, und dies nicht gerade wenig. Also werden wir weiter stinken. Am nächsten Morgen unternehmen wir einen Ausflug ins Nationalpark Gebiet am äussersten Zipfel der Halbinsel. Leuchttürme und Lavafelder gibt es hier zu besichtigen. Die Küstenlinie ist bekannt dafür, dass hier Schiffe sinken, das letzte 2001. Leider sind die Wracks alle gesunken.
Am nächsten Tag durchfahren wir den ganzen Nationalpark und umrunden den Snæfells-jökull. Dieser Vulkan ist durch Jules Vernes Roman „“Reise zum Mittelpunkt der Erde“ bekannt. Des weiteren glaubte am Millennium ein Mann, dass dort Aliens landen würden, und lockte unzählige Leute an.
In dieser Gegend gibt es eine Vielzahl von kleineren aktiven Vulkanen. Wir beschliessen den Saxhóll Krater zu besteigen.
Der heutige Tag hat uns bis jetzt mit Rückenwind verwöhnt und so kommen wir sehr gut voran. Also machen wir gleich noch einen Abstecher zum Djúpárlón Strand. Nebst Skurillen Lavatürmen gibt es Reste eines gestrandeten Schiffes zu besichtigen.
Ein weiterer Besuch gilt dem Malarrifsviti Leuchtturm der wie eine Rakete gegen den Himmel ragt.
Der Rückenwind hat uns nun verlassen und bläst von der Seite. Jedes Mal wen ein Camper an uns vorbeifährt, nimmt er uns den Wind weg und zieht uns in die Strassenmitte. Die Fahrt wird so gefährlich, dass wir beschliessen, in Arnarstapi den Zeltplatz aufzusuchen.
Nach dem Zelt stellen informiert man uns über die Preise sowie dass es keine Duschen gibt. Ohne gross zu rechnen merken wir sehr schnell, dass dies der teuerste Zeltplatz auf unserer Reise ist. Uns ist in Island aufgefallen, dass die Isländer sehr gerne viel Geld verlangen für möglichst wenig Leistung. Wir kochen noch auf dem Zeltplatz, brechen die Zelte ab und stellen unser Nachtlager am Strand auf.
Bei Sonnenuntergang besichtigen wir das grosse Felsentor im Meer und den schwarzen Lavastrand. Müde fallen wir ins Bett.
Heute begleitet uns wieder der Gegenwind, jedoch nicht so stark wie der Tag gestern aufgehört hat. Dafür geniessen wir das strahlend blaue Wetter.
Unser nächster Stopp gilt der Kirche von Buðir, einer alten schwarzen Kapelle.
Laut unserem Reiseführer gibt es in der nähe wieder ein Hallenbad. Da wir schon seit einigen Tagen keine Möglichkeit hatten, eine Dusche zu geniessen, beschlossen wir dieses Bad aufzusuchen.
Zu unserer grossen Überraschung hat unser Reiseführer für einmal recht und wir finden dieses Bad. Leider sind die Preise dermassen hoch, dass wir uns nur eine Glace gönnen und weiterfahren.
Die nächste Nacht verbringen wir in Ytri Tunga. Hier Verspricht unsere Karte, dass es in einer Bucht Seals zu besichtigen gebe. Der Zeltplatz ist eine wahre Freude, nicht zu teuer und es hat eine Dusche. Ohne Fahrradtaschen kommen wir nun sehr schnell zu dieser besagten Bucht wo die Seals hausen.
Verspielt schwimmen diese Tiere im Wasser und unterhalten die wenigen Touristen die es bis hierher geschafft haben. Besonders der eine Seal spielt regelrecht den Clown und merkt natürlich sehr schnell, dass er bei seinen Zuschauern gut ankommt.
Langsam aber sicher kommt die Flut, und wenn wir nicht aufpassen können wir gleich mit den lustigen Tieren um die Wette schwimmen.
Nach dem Nachtessen geniessen wir die Abendsonne bevor es in den Schlafsack geht.
Mitten in der Nacht zieht es uns nach draussen. Es ist Vollmond und durch die klare Nacht spiegelt sich der Mond wunderschön im Wasser. Diese Stimmung versuchen wir mit unseren Kameras fest zu halten.
Bis nach Borgarnes gibt es nicht mehr allzu viel zum Anschauen, dafür holt uns der Regen wieder einmal ein.
Völlig durchnässt und halb erfroren kommen wir in dieser kleinen Industriestadt an.
Der Staatliche Zeltplatz gibt so gut wie nichts her. Er hat keine Duschen, ist direkt an der stark befahrenen Strasse und steht total unter Wasser. Wir Radeln ein wenig weiter und machen erst einmal in einem Café einen ausgiebigen Halt.
Im Infocenter versichert uns die zuständige Person nach langem hin und her, dass es etwas ausserhalb der Stadt bei einem Motel noch einen Zeltplatz hätte. Also nichts wie hin.
Die folgende Dusche ist eine reinste Wohltat. Uns steht sogar ein Raum zur Verfügung in dem wir Kleider trocknen und sitzen können.
Heisse Quellen und Wasserfälle
Der Wind hat enorm aufgefrischt, dafür gibt es eine geniale Abendstimmung.
Unsere Weiterfahrt soll uns nochmals ins Hochland führen, zur Kaldidalur Wüste.
Auf sehr guten Strassen und bei wunderschönem Wetter fahren wir Richtung Osten.
Die nächste Nacht verbringen wir unbeabsichtigt in Tröllafossar, bei einem Wasserfall, in dem wir angeblich die Lachse auf dem weg zu ihren Laichplätzen beobachten können. Um dorthin zu gelangen, müssen sie einen langen und beschwerlichen Weg über unzählige Wasserfälle zurücklegen. Nicht alle kommen dort an und diejenigen, die es schaffen, sterben nach dem Eier legen. Wir haben leider beim Beobachten kein Glück, dafür aber umso mehr mit dem dazugehörigen Zeltplatz.
Sehr schnell kommen wir mit der Tochter des Betreibers ins Gespräch. Sie schwärmt uns von den Trollen vor, die angeblich hier leben. Trolle sind in Tat und Wahrheit nichts anderes als Steine, in denen der Betrachter Gesichter erkennen kann. Die Isländer glauben unter anderem an Trolle und andere Fabelwesen.
Im Café des Zeltplatzes gibt es einen Film über Island zu besichtigen. Zusätzlich bekommen wir unbegrenzt Zugang zum Internet und können so nach sehr langer Zeit wieder einmal Bilder auf unsere Homepage stellen. Hinzu kommt, dass es auf dem Zeltplatz ein Hot Pool und ein gemütlicher Aufenthaltsraum zum verweilen gibt. Das ganze macht einen dermassen gepflegten Eindruck, dass wir uns am nächsten Tag kaum von hier trennen können.
Unterwegs besuchen wir am nächsten Tag das Deildartunguhver Thermalgebiet welches zur Energiegewinnung benutzt wird. 180 Liter Wasser mit 100c° heissem Wasser schiesst hier in der Sekunde aus dem Boden. Island gehört zu den grössten aktivsten Gebieten der Welt und hat somit ein sehr grosses Energievorkommen. Die Isländer bezahlen sehr wenig für die Energie und so zieht es auch ausländische Firmen nach Island. Hier können sie günstig Produzieren. Leider auf die Kosten alter Arbeitstraditionen wie die Fischerei. Auf Empfehlung von Oswald, besuchen wir den Hraunfossar und den Barnafossar. Der Barnafossar ist eigentlich nicht sehr imposant, ausser dass die enorme Wassermenge ein kleines Felsentor zu bewältigen hat. Der Hraunfossar hingegen ist ein eingehender Besuch wert. Wir fragen am Kiosk, ob uns bewilligt wird, hinter dem Häuschen die Zelte zu stellen.
Nachdem alle Touristen das Weite gesucht haben ziehen wir los.
Der Hraunfossar hat keinen überirdischen Fluss. Zum ersten male kommt er in unzähligen kleinen Wasserfällen, auf einer Länge von mindestens 500 m, unter einem alten Lavafeld zum Vorschein. Der schwarze Stein und die satten grünen Farben geben ein farbenprächtiges Bild ab. Der Hraunfossar ist sehr geeignet für Langzeitbelichtungen, und wen erstaunt es da, dass Thomas zu jedem Felsvorsprung zu Klettern versucht oder 4 Grad kaltes Wasser durchquert um einige schöne Fotos zu schiessen.
Wir sind uns einig, dass dies bei weitem der schönste Wasserfall auf unserer Reise ist.
Nach dem Morgenessen im Kiosk des Wasserfalls zieht es uns weiter nach Húsafell.
Schon auf der Fahrt dort hin erkennen wir schnell, dass wir auf diesem Zeltplatz nicht mit Ruhe rechnen können. Ich glaube, ich habe noch nie ein solch grosser Zeltplatz gesehen. Hallenbad, Golfclub, Restaurant, Einkaufsladen, ja sogar ein Flugplatz hat er zu bieten.
Da wir recht früh hier sind, suchen wir uns ein geeignetes Plätzchen und werden fündig. Eine kleine Plattform, die auf zwei Seiten abfällt. Auf den anderen Seite kommt gleich die Zufahrtsstrasse. Wir holen uns noch schnell einen Holztisch und schon sind wir eingerichtet.
Langsam leben auf dem Platz auf. Ein Truck, nach dem anderen kommt angerollt. Schon nach kurzer Zeit gibt es eine riesige Autokolonne auf dem Zeltplatz.
Wir schauen dem Szenario amüsiert zu und fragen uns allmählich, wo den alle ihre Camper hinstellen wollen. Dieses Treiben geht noch bis Mitternacht so weiter und es wird auch nicht ruhig. Im Einkaufsladen erfahren wir, dass am heutigen Abend ein Live Konzert statt findet. Also nichts wie hin! Im Halbkreis sitzen die Menschen um ein riesiges Lagerfeuer, während die Band auf einer kleinen Bühne bekannte Rock Songs aus alten Zeiten auf Isländisch interpretiert. Die Isländer geniessen die Sommertage, da es fast die ganze Nacht hell ist. Im Winter herrscht dann wieder endlose Dunkelheit. Am nächsten Tag fahren wir für einmal ohne Gepäck zu einem kleinen Tagesausflug zur Surtshellier Höhle.
Diese Höhle zählt zu den grössten Lavahöhlen der Welt. Der Einstieg ist nur durch Klettern möglich. Also lassen wir uns auf das Wagnis ein und tauchen unter ins Dunkel.
Zu Mischus Ärger fällt genau jetzt seine Stirnlampe aus, zum Glück hat noch Thomas’s Lampe Power.
Die Höhle ist im Eingangsbereich sehr geräumig, wird aber sehr schnell zu einem Tunnel, der ca. 500 Meter lang ist.
Auf dem Zeltplatz hat sich auch der hinter letzte Fleck gefüllt. Auch wir haben noch Nachbarn erhalten. Nach näherem hinhören merken wir, dass es sich um drei Deutsche und einer Schweizerin handelt. Wir laden sie an unseren Tisch ein und haben schon bald eine lustige Unterhaltung. Wir übersetzen Isländische Wörter ins Deutsche und erfahren die Lieblings Freizeitbeschäftigung der Isländer Namens „Röndrön“. Das heisst nichts anderes als mit dem Auto im Kreis herum zu fahren
Am späteren Abend holen unsere Zeltnachbarn ihre Gitarre aus dem Zelt und Michel begleitet sie mit seiner „Bluesharp“.
Wir Erfahren auch einige interessante News, wie z.B., dass Markus und Adrian aus unserer Heimat ebenfalls in Island gestrandet sind. Beide kennen wir aus früheren Touren und Markus ist Inhaber eines Fahrradgeschäftes in Thun.
Der nächste Morgen ist sehr windig und es hat auch geregnet. Wir sind sehr froh um unsere kleinen stabilen Zelte. Die vier Frauen nebenan haben mehr Pech. Das eine Zelt hat den Wind nicht überstanden und die Stangen sind gebrochen. Das andere Zelt ist undicht. So helfen wir ihnen aus dem Zelt und zu retten was zu retten ist.
Auch einem weiteren Pärchen bieten wir unsere Hilfe beim Zelt abbrechen an.
Die Kaldidalur Wüste
Wir werden noch einmal, zum Abschluss, eine kleine Wüstendurchquerung machen, als Finale sozusagen. Zuerst müssen wir 1000 Höhenmeter überwältigen, und dies begleitet von einigen dunklen Wolken. Die Wüste erstrahlt in einem magischen Licht und die durchfallende Sonne lässt alle Varianten von Farben aufleuchten. Uns gefällt die Kaldidalur Wüste auf Anhieb.
Nach einiger Zeit frischt der Wind auf und versucht uns mit heftigen Böen von der unbefestigten Strasse zu fegen. Zu allem Übel kommt noch Hagel und Regen hinzu und versucht uns am Weiterkommen zu hindern.
Auf dem höchsten Punkt geniessen wir eine geraume Zeit die Aussicht auf die Ebene unter uns. Auf der Anhöhe befindet sich ein sehr hoher Steinhaufen, dem wir noch nicht allzu viel Bedeutung zukommen lassen. Eine Frau, die ebenfalls auf der Anhöhe Halt macht, erklärt
uns, was es mit dem Steinhaufen auf sich hat. Die Erbauer der Strasse haben nach Beendigung dieser Durchfahrt ihre Schuhe auf einen Haufen gelegt und die Steine darauf. Jeder der hier nun durch fährt, legt einen Stein hinzu. Also kommen auch wir dieser Tradition nach.
Wir Freuen uns sehr, denn jetzt kommt die Abfahrt, leider mit immer mehr Wind und Regen.
Eigentlich ist unser Ziel noch bis Pingvellir zu kommen. Sehr bald merkt Michel, dass er die nötige Energie nicht mehr besitzt, um die Strecke zu bewältigen. Auf der Karte ist unterwegs eine Schutzhütte eingezeichnet und er hofft insgeheim, dass diese offen ist.
Thomas ist als erster bei diesem knallroten Häuschen. Als Michel mit etwas Verspätung ankommt, sieht er mit Freuden, dass Thomas bereits die Türe geöffnet hat.
Im Innern sieht es recht komfortabel aus, im Gegensatz zu den bisherigen Schutzhäusern. Eine Pritsche, Funkgerät ohne Kabel und sogar einen funktionierenden Gasofen. In den Regalen finden wir ein paar gute Zutaten für ein Nachtessen, die andere Reisende zurück gelassen haben. Wir Beschliessen hier zu übernachten. Während der Wind unaufhörlich an der Hüte wackelt, verbringen wir die Zeit beim Tagebuch schreiben und hüten Buch lesen.
Der nächste Tag ist noch verregneter als der Vorherige und wir kommen nur sehr mühsam vom Fleck. Wir stossen auf eine Strassenbaustelle wo unermüdlich am Strassenbelag gearbeitet wird. Immer mehr Strassen werden Asphaltiert und schon in einem oder zwei Jahren wird wohl diese Wüste für Abenteurer nichts mehr übrig haben.
Völlig durchnässt fahren wir in Pingvellir, der Geburtsstätte Islands, ein.
Pingvellir
Pingvellir ist für die Isländer das, was für uns Schweizer das Rütli ist.
Hier haben sich die isländischen Oberhäupter einmal im Jahr getroffen, um alle wichtigen Endscheidungen zu treffen. Zugleich war es auch der Ort, an dem der Freistaat Island in die Wege geleitet wurde.
Das Besondere an Pingvellir ist eine grosse Spalte, die sich von Südwesten bis Nordosten Islands hinzieht. Die Zone ist Teil des nordatlantischen Rückens, der die nordamerikanische von der eurasischen Kontinentalplatte trennt.
Pingvellir liegt auf der Westseite einer grossen Senke, die sich über den See Pingvallavatn und die Lavafelder im Norden des Sees ausdehnt.
Die Kontinentalplatten driften auseinander. In den letzten 10’000 Jahren ist das Land beidseitig der Schlucht um 70m auseinandergedriftet. Gleichzeitig hat sich der Talboden um ungefähr 40m gesenkt. Dieser Prozess hält weiter an und im Jahr wird die Schlucht um ca. 4mm breiter.
Wir durchwandern die Schlucht von innen und aussen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Weiter im Westen fällt ein Wasserfall über den Fels in die Schlucht.
Es gibt auch noch den See Pingvallavatn zu sehen, der grösste natürliche Binnensee Islands, mit 84km2. Hier leben unter anderem Forellen mit über 15kg Gewicht.
Der Nachteil dieser Umgebung ist, dass es ein Touristen Magnet ist. Da unsere Tour langsam aber sicher dem ende zu neigt, fahren wir weiter nach Reykiavik, der Hauptstadt Islands.
Reykiavik, und das Ende der Tour
Mit starkem Rückenwind kommen wir sehr gut voran. Die Strassen werden schon bald breiter und der Verkehr stärker. Nach wochenlangem Unterwegs sein, auf einsamen Strassen, ist diese Stadt ein Schock für uns.
Ohne lange zu suchen, Steuern wir gleich auf den hiesigen Zeltplatz. Dieser ist ziemlich voll. Jeder der in Island ankommt oder nach Hause geht, landet hier. Es ist ein Kommen und Gehen, wie in einem Ameisenhaufen. Das gute daran ist, dass jeder der geht, lässt hier was er nicht brauchen kann. Somit hat es genug zu essen ohne das man Einkaufen gehen muss.
Hier treffen wir auch wieder auf Oswald mit dem wir doch nun einiges auszutauschen haben.
Hier passiert auch, was die ganze Reise nie Passiert ist. Wir Sitzen gerade gemütlich vor dem Zelt, da entweicht dem Fahrrad von Michel am Hinterreifen die Luft. Nun ja, lieber jetzt als Unterwegs. Tags darauf machen wir einen Ausflug in die Stadt. Viel gibt es nicht zu besichtigen, ausser viele Touristengeschäfte. Wir decken uns noch mit Erinnerungen für Zuhause ein und geniessen die Sonne.
Ein Besuch jedoch ist Pflicht, „The Great Volcano Show“.
Thomas hat diese Show schon vor einigen Jahren gesehen und hat Michel auf der ganzen Reise davon vorgeschwärmt. Lange wussten wir nicht, ob es dieses Kino überhaupt noch gibt. The Great Volcano Show“ ist ein kleines Kino mitten in der Stadt. Villi Knudsen ist einer der einzigen, der die Möglichkeit und oft auch die Erlaubnis hatte,in der nähe eines ausbrechenden Vulkan zu Filmen. Mit seiner 8mm und 36mm Filmkamera wartet er stets auf die nächste Eruption. So war er hautnah beim Ausbruch auf der Insel Heimaey dabei und durfte als einziger die Entstehung der Surtsey Insel filmen. Michel fasziniert dieser alte Mann. Dennoch lässt er uns nicht in sein Film Studio hinein. „ Ich schäme mich für die Unordnung“ ist seine Aussage. Jedoch genau das Fasziniert Michel an diesem Raum, er erinnert ihn an sein eigenes Film Studio.
Langsam aber sicher müssen auch wir uns Gedanken über den Heimflug machen. Wir sondieren alles aus, was nicht mit nach Hause kommt. Und schon sitzen wir ein letztes mal im Sattel Richtung Keflavik. Die Strasse ist keine Freude und drückt auf unsere Stimmung.
Wie erwartet finden wir hier auch Oswald vor, der einen Tag früher zum Flugplatz gefahren ist. Nun heisst es Fahrräder einpacken, was jedoch ohne Kisten schwierig ist. Wir suchen jeden Kartonresten den wir finden können und kleistern die Räder regelrecht zu. Später finden wir noch eine Fahrradkiste, so ist zumindest Michels Rad gut verpackt.
Um Mitternacht können wir endlich ins Flugzeug steigen.
Über den Wolken wird der Himmel rot von der Sonne, die nicht ganz untergeht. 13 Wochen Fahrradfahren liegt hinter uns, Gegenwind und viel Erlebtes. Thomas freut sich sehr auf seine Familie, er hat seine vier Jungs lange nicht gesehen. Michel jedoch erwartet nichts und niemand. Werden wir jemals wieder zurück auf diese Insel kommen? Wir glauben ja! Zehn Jahre ist vergangen, seit unserer letzten grossen Tour, damals drei Monate durch Neuseeland. Wir hoffen, dass es nicht wieder so lange bis zur nächsten drei Monatigen Tour geht.
Zuhause
Da wir sehr früh in Zürich landen, haben wir beschlossen mit dem Zug nach Hause zu fahren.
In Spiez werden wir von den vier Kindern von Thomas zu ihm nachhause begleitet, wo Appéro auf uns wartet.
Für uns wird es noch einiges zu tun geben, in den nächsten Monaten. 16 Stunden Film schneiden, einige hundert digitale, und analoge Fotos bearbeiten, zwei Fotobücher gestalten, Reisebericht schreiben, und und und…
Dennoch freuen wir uns auch auf diesen Teil der Reise.
Film Ausrüstung (17 kg):
- Film Kamera Sony HDR-HC-E (High Dvinition)
- Weitwinkel Objektiv
- Teleobjektiv
- Externes Mikrofon
- Diverse Filter
- Stativ
- 4 Batterien
- Unterwasser Gehäuse
- Solar Lade Station
- 20 HDV Filme
- Kopfhörer
- Wasserdichte Box für Kamera
- Digital Foto Kamera klein
- Speicher Medien für Foto Apparat
Foto Ausrüstung:
- Leica MP (alles manuell)
- Objektiv 25 mm
- Objektiv 50 mm
- 24 x 36er Diafilm
- Stativ
- analoger Belichtungsmesser