Bereits zum vierten Male zieht es mich nach Island. Nachdem ich diese Insel nun schon zwei mal mit dem Fahrrad im Sommer und einmal mit dem Minicamper im Frühling bereist habe, zieht es mich im Winter nach Island. Ziel sind die berühmten Nordlichter vor die Kamera zu kriegen.
Am Montag lade ich mir eine Wetter-App auf mein Mobile damit wir die Route Vorort nach den Wetterverhältnissen planen können. Beim ersten Blick auf die App sehe ich bereits eine Sturmwarnung mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100km/h. Ich nehme diese Warnung zur Kenntnis, habe jedoch als ehemaliger Windsurfer kein Respekt vor starken Winden…
Dienstag:
Am Dienstag Nachmittag steigen wir in den ausgebuchten Flieger Richtung Keflavik. Ich stelle mir die Frage, was all diese Leute im März in Island machen wollen. Einigen Fluggästen sieht man gleich an, dass die Destination nur Reykjavik sein wird. Aber wer wagt sich von all diesen Leuten in die Natur? Nun, Wanderschuhe und Outdoorbekleidung sind nicht wirklich zu sehen. Egal, ich jedenfalls will die Natur von Island sehen. Kurz nach dem Start spricht der Copilot zu uns und sagt, dass in Keflavik ein Sturmtief ist, welches Windböen bis 100km/h mit sich bringt. Weiter macht der extreme Schneefall die Landung nicht einfacher. Okay denke ich, vielleicht sollte ich diese Warnmeldungen auf meiner App doch ernster nehmen! Kurz vor Island dreht unser Flieger nach Norden ab. Der Copilot meldet sich wieder mit der Meldung, dass der Flughafen Keflavik geschlossen ist und wir nun den kleinen Flugplatz in Egilsstadir anfliegen. Grundsätzlich hätte ich nichts dagegen, meine Reise im Osten zu starten, aber leider wartet unser 4WD Minicamper in Reykjavik. Also harren wir die knapp 2 Stunden im Flugzeug aus, bis sich der Copilot erneut mit einer guten Nachricht meldet: „Der Flughafen in Keflavik ist wieder geöffnet und wir haben Starterlaubnis. Der Flug kann jedoch sehr unruhig werden.„ Nach dem unruhigen Flug landet der Pilot das Flugzeug gekonnt und ruhig in Keflavik. Nun meldet sich schon wieder der Copilot mit einer schlechten Nachricht. Er kann das lachen schon fast nicht mehr verkneifen und teilt uns mit, dass wir zwar am Ziel angekommen sind, aber bei diesem Wind könnten sie die Türen nicht öffnen. Auch das Bodenpersonal darf erst bei Windgeschwindigkeiten unter 50km/h zu uns kommen. Gemäss Wetterprognosen sollte der Wind in den nächsten 2 Stunden nachlassen… Drei Stunden später stehen wir erleichtert im Bus zum Terminal. Aus vier Stunden Flug wurden nun zehn Stunden.
Der Mann der Campervermietung wartet geduldig auf uns und bringt uns gegen Mitternacht zu unserem rollenden Zuhause.
Da sämtliche Hauptrouten Richtung Süden noch immer geschlossen sind, fahren wir zurück nach Keflavik und weiter an die Ostküste Reykjanes wo wir so gegen halb zwei todmüde in den Schlafsack steigen.
Mittwoch:
Bei Schneefall fahren wir via Hveragerdi zum Geysir. Der Parkplatz ist stark belegt, was nichts gutes für uns bedeutet. Konkret heisst das, wir haben wieder einmal keine Möglichkeit den Geysir ohne Touristen zu fotografieren. Da das Wetter sowieso nicht so gut ist, schlendern wir durch den Touristenshop und flüchten zum Gullfoss. Auch hier hat es nicht weniger Volk, jedoch schaut die Sonne kurz vorbei um zu schauen, wo sie es schon bald wieder schneien lassen sollte. Die Nacht verbringen wir beim Geysir. Nach einem guten Bier im Hotel kämpfen wir uns zum verschneiten Camper.
Donnerstag:
Das Wetter ist immer noch nicht besser und wir beschliessen, in Laugarvatn ein Bad zu geniessen. Da dieses jedoch erst um 11:00 Uhr öffnet, checken wir die Wetter- und Strassenprognosen bei einem Kaffee. Nach dem erholsamen Bad geht es weiter über die eisglatte Strasse nach Pingvellir (aufgrund der schlechten Wetterprognosen haben wir beschlossen, zuerst Richtung Snäfelsness zu fahren). Die Sicht ist schlecht und ich komme nur kurz in den weichen Schnee neben der Strasse. Ich kann das Auto nur mit Mühe wieder auf die Fahrbahn bringen. Wieder einmal richtig reagiert damit wir nicht im Strassengraben gelandet sind. Also ab jetzt heisst es konzentrierter und vorsichtiger zu fahren. Unser Ziel ist Grundarfjördur auf der Halbinsel Snäfelsnes. Da die Wetterprognosen Aufhellungen für die Nacht versprochen haben, hoffen wir hier das Nordlicht zu sehen. Gemäss den Autos auf diesem Parkplatz scheinen andere die Selbe Idee zu haben. Es ist ein Kommen und Gehen hier. Aufgrund des vielen Schnees ist die Einfahrt auf den Parkplatz nicht richtig sichtbar. Dies wird einer Dame zum Verhängnis. Anstelle der Ausfahrt stellt Sie das Auto direkt in den Strassengraben. Alle Versuche, das Auto zu bergen, scheitern. Somit muss die Pannenhilfe eingreifen. Es ist inzwischen bereits ein Uhr geworden. Die Wolken versperren immer noch die Sicht auf das Nordlicht. Eine organisierte Gruppe von Nordlichtwanderer ist auch fast auf dem Parkplatz eingetroffen. Ein Kleinbus hat ebenfalls den Strassengraben getroffen. Sie konnten Ihn jedoch mit dem zweiten Bus zurück auf die Strasse ziehen. In der Zwischenzeit ist es drei Uhr, der Wind hat extrem aufgefrischt und von wolkenlosem Himmel keine Spur. Um vier Uhr ist immer noch das Selbe, also nichts mit fotografieren heute Nacht.
Freitag:
Starke Winde und Schneeregen prägen den heutigen Tag. Wir Fahrten nach Olafsvik. Unterwegs machen wir an einem schwarzen Sandstrand halt. Die Wellen türmen sich vor dem Strand auf während der Wind das Wasser verbläst. Ein wunderschönes Bild. Bei einem Kaffee checken wir die Wetterprognosen und haben ein neues Ziel gefunden, die Heggstadanes Halbinsel. Der Wind wird immer stärker und erreicht schon bald orkanartige Böen. Auf dem Weg nach Borgarnes verweist mir der Wind immer das Auto, so dass ich stetig nachkorrigieren muss. Beim Supermarkt ist der Wind so stark, dass wir die Türen am Auto fast nicht öffnen können. Im Tourist Office erklärt uns die Dame, dass wir nicht mehr auf die Strasse dürfen. Wir müssten aufgrund des starken Windes in der Stadt bleiben. So langsam kommen Zweifel auf, ob wir wirklich weiter fahren sollten. Wir entscheiden uns gegen die Angstmache dieser Dame und fahren weiter über die Pässe Richtung Norden. Solange der Wind direkt frontal gegen das Auto bläst, ist das Fahren erträglich. Sobald wir Seitenwind kriegen, wird das Fahren fast zur Hölle. Immer muss ich auf der Hut sein und Gegensteuer geben. Schon kommen wir auf die Gravel Road der Halbinsel. Es scheint manchmal, als würde das Auto seitwärts von der Strasse geschoben. Das Fahren ist, als hätte man einen Platten Reifen. Die Fahrerseite ist so mit Sand verschmutzt, dass ich weder aus dem Fenster schauen kann noch in den Rückspiegel sehe. Windgeschützte Plätze gibt es hier nicht, also stellen wir das Auto mit der Schnauze gegen den Wind. Trotzdem wird das Auto hin und her geschüttelt, so dass sogar das Kochen zur Herausforderung wird. Der Himmel ist bedeckt und es regnet teilweise. Wir legen uns schlafen und wecken uns so im Zweistundentackt um zu schauen ob es doch noch einen klaren Himmel gibt.
Samstag:
Morgens um vier Uhr traue ich meinen Augen nicht. Es ist eine sternenklare Nacht und das Nordlicht strahlt mir entgegen. Nun sehe ich endlich das, worauf ich mich schon seit Jahren gefreut habe. So eindrücklich und schön. Bei stürmischem Wind stürzen wir uns aus dem Auto ins Freie. Eine Stunde haben wir Zeit, das Naturschauspiel zu geniessen und Fotos zu schiessen, dann decken wieder die Wolken den Himmel und wir legen uns ins Bett, können jedoch nicht schlafen. Der Wind schüttelt das Auto so, dass man beinahe Seekrank werden könnte. Um sechs Uhr wird mir langsam unwohl und ich schlage vor, die 30 km Schotterstrasse unter die Räder zu nehmen. Der Wind ist noch stärker als gestern und es droht uns ständig von der Strasse zu blasen. Die Fahrt wird zur Tortur. Wir beschliessen eine Abkürzung zu nehmen, was beinahe fatale Folgen hatte. Die schmale Schotterstrasse steigt immer steiler den Berg hoch, teilweise über Schnee- und Eisfelder. Hier droht der Wind immer wieder uns von der Bahn abzubringen. Den höchsten Punkt haben wir überschritten, dann geht es runter in ein Tal. Ein Eisfeld über die ganze Strasse macht die Weiterfahrt beinahe unmöglich. Ich stoppe und überlege, ob die Weiterfahrt Sinn macht. In diesem Augenblick beginnt das Auto talwärts abzurutschen. Nun zählt jede Sekunde, ich legen Rückwärtsgang ein und trete sanft aufs Gas, nicht zu stark, sonst würden wir ins Tal stürzen. Die Rückspiegel und Scheiben sind so schmutzig, dass ich nichts sehen kann. Wieder auf festem Grund, steige ich aus um zu sehen wo ich kehren kann. Der Wind wirft mich auf dem glatten Untergrund zu Boden und ich liege zwei Meter hinter dem Auto. Mühsam stehe ich auf und kämpfe mich ins Auto. Mit geöffneten Scheiben fahre ich rückwärts bis wir knapp kehren können. Zurück geht es über alle bereits bezwungenen Schnee- und Eisfelder auf die Schotterstrasse durchs Tal. Sogar auf der asphaltierten Strasse leuchtet ständig das ESP Zeichen auf weil der Wind das Auto verweist. Endlich kommen wir in Blöduos an. Wir beschliessen ein Bad zu nehmen. Im Hallenbad informieren sie uns, dass dieses aufgrund des Windes geschlossen sei. Weiter ist die Polizei am Patrouillieren und lässt niemanden weiter fahren. Wir beschliessen in einem Guest House ein Zimmer zu nehmen und hoffen auf weniger Wind am nächsten Tag. Etwas anderes bleibt uns leider nicht übrig und wir wollen auch keine weiteren Risiken eingehen.
Sonntag:
Morgens um halb vier ist es wieder so weit. Das Nordlicht reisst uns aus dem Bett. Leider sind die Lichtverhältnisse in der Stadt nicht optimal, aber am Strand lassen sich trotzdem gute Fotos schiessen. Zum Glück hat der Wind stark nachgelassen, so müssen wir unsere Stative nicht immer so extrem festhalten. Nach einer knappen Stunde bedecken Wolken den Sternenhimmel und schon bald beginnt es zu schneien. Der Morgen geniessen wir mit ausschlafen und gemütlichem Morgenessen. Gegen Mittag geht es los Richtung Siglusfjördur, wo wir erneut auf das Nordlicht hoffen. Gemäss den Wetterprognosen haben wir jedoch eher schlechte Karten, aber wir sind ja in Island, wo das Wetter alle fünf Minuten ändert. Der Wind frischt extrem auf und es beginnt wieder einmal zu schneien. Mit Windgeschwindigkeiten von ca. 20m/s schaukelt uns der Wind in den Schlaf.
Montag:
So gegen 03:00 Uhr reisst uns das Nordlicht wieder aus den Federn. Heute können wir nicht nur das Grüne, sondern auch das rote Nordlicht bestaunen. Am Morgen fahren wir in die Stadt Sigiusfjördur. Der Wind ist immer noch extrem stark, weshalb wir auf den eisigen Strassen sehr vorsichtig fahren müssen. Wir setzen uns in die Bäckerei mit integriertem Kaffee und geniessen das Morgenessen. Während mehr als einer Stunde beobachten wir das Treiben in dieser Bäckerei. Hier oben am 66. Breitengrad scheint die Mode keinen grossen Einfluss auf die Bevölkerung zu haben. Grundsätzlich werden funktionale Kleider welche in das knappe Budget passen getragen. Ich denke dass der Snob und Gruppendruck betreffend Materialismus in Reykjavik geblieben ist. Es scheint mir, dass da noch Wert auf echte Freunde und gegenseitige Hilfe gelegt wird und nicht auf die virtuelle und reale Blufferei. Hoffentlich könnt Ihr da oben die moderne Gesellschaft möglichst lange von euch fern lassen! Via Akureyri reisen wir weiter zum Myvaten See wo wir das Geothermische Gebiet besuchen. Am Abend geniessen wir das erfrischende (oder besser gesagt wärmende) Thermalbad. Wieder einmal hinterfrage ich das Niveau unserer Gesellschaft. Weshalb müssen sämtliche Gäste einen Fotoapparat, ein Mobile oder eine GoPro ins Bad mitnehmen? Sind wir nicht mehr fähig, uns von diesem Suchtmittel zu trennen und nur das Leben zu geniessen?
Dienstag:
Nach dem Besuch von Dummborgir planen wir bei einer Tasse Kaffee den weiteren Verlauf unserer Reise. Aufgrund der Wetterprognosen beschliessen wir, vom Myvatn in den Norden zu fahren. Kurz nach Husavik wird die Gegend menschen- und vor allem touristenleerer. Wir machen einen Abstecher nach Asbirgy, der imposanten Felsformation die aufgrund der Erdbewegungen auseinander gerissen wurde. Weiter im Norden durchqueren wir ein kleines Bergmassiv bevor wir das flache Sumpf- und Seengebiet am nördlichsten Punkt Islands erreichen. Die unbefestigte Strasse wurde an einigen Stellen vom Meer überspült, weshalb an diesen Stellen die Strasse sehr matschig ist. An einigen Stellen halte ich lieber nicht an, da ich nicht sicher bin ob wir trotz Allradantrieb nicht stecken bleiben würden. Am nördlichsten Punkt, kurz vor dem Polarkreis, richten wir unser Schlaflager ein. Diese Einsamkeit hier oben geniessen wir bei einem schönen Sonnenuntergang. Es ist so schön, dass es auf Island doch noch einige Örtchen gibt wo die meisten Touristen fern bleiben…
Mittwoch:
In den letzten 13 Stunden sind drei oder vier Autos an unserem Schlafplatz vorbeigefahren, und das an einer offiziellen Strasse. Das ist für mich richtige Einsamkeit. Die Nacht war leicht bewölkt oder besser gesagt eher neblig, deshalb konnten wir das Nordlicht nicht sehen. Am Morgen fahren wir durch leicht verschneite einsame Ebenen und Hochebenen Richtung Süden. Es ist einfach traumhaft schön hier. Kurz vor Porshöfn biegen wir links zu einem Hof ab, wo wir Reiten wollen. Leider bieten sie im Winter keine Touren an. Die Frau bietet uns jedoch einen Kaffee an und erzählt uns von ihrem Aufenthalt in der Schweiz, untermalt mit einem Fotobuch. Weiter erzählt Sie uns von einem Schweizer Namens Josef der seit 32 Jahren immer in Island mit einem umgebauten Jeep umherreist. Leider muss er dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen (er ist 76 Jahre alt) Pause machen. Später im Hallenbad in Porshöfn erzählt uns der Bademeister von demselben Mann, dass er anfangs mit dem Fahrrad, später mit einem umgebauten Jeep unterwegs war. Leider müsse er dieses Jahr Pause machen. Er habe immer den Frühling nach Island gebracht, nun seien wir wohl diejenigen die das an seiner Stelle machen. Haben wir nun die Aufgabe bekommen, jedes Jahr hier im hohen Norden den Frühling zu bringen? Weiter fahren wir via Egilsstadir nach Reydarfjordur wo sich unser nächster Stellplatz zum schlafen befindet.
Donnerstag:
Alles ist weiss um uns herum. Es hat durch die Nacht ca. 10 – 15 cm Neuschnee gegeben. Die Strassen um den Fjord sind schlecht oder gar nicht geräumt. So fahren wir etwas gemächlicher Richtung Süden. In Djupowopur trinken wir einen Kaffee und checken die Wetterprognosen. Es könnte am Gletschersee Jökursarlon heute Abend schönes Wetter geben. Also ist unser heutiges Ziel der Gletschersee. In Höfn tätigen wir unsere Einkäufe und geniessen ein wärmendes Bad. Als wir beim Gletschersee ankommen, trifft uns der Schlag. Es hat mehr Touristen als im Mai letzten Jahres. Alle geniessen diesen schönen See und knipsen mit Blitz bei diesem schlechten Wetter. Uns ist es nicht nach Fotografieren, deshalb schauen wir nur dem hektischen treiben zu. Bis gegen neun Uhr ist der Himmel wolkenbehangen. Doch jetzt gibt es bereits einige Sternen zu sehen. Wir ziehen an den Strand und versuchen bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit einige Fotos mit Nordlicht zu schiessen.
Freitag:
Endlich leert sich der Parkplatz so gegen ein Uhr. Kaum sind alle Nordlicht-Hungrigen verschwunden, zeigt sich während wenigen Minuten ein Pulsives Nordlicht. Das ist ja wirklich der Hammer wie schnell sich dieses Schauspiel ändert und welche Farben es vorführt. Wir fotografieren noch etwa zwei Stunden, dann werden wir von lästigen Asiaten mit Stirnlampen gestört. Auch der Parkplatz füllt sich wieder (morgens um drei!). Wir flüchten an einen ruhigen Platz etwa 10km vom See entfernt. Heute Morgen weckt uns die Sonne. Ach ja, es ist ja der lang ersehnte Tag (nicht von mir, aber von vielen Anderen) der Sonnenfinsternis. Da wir perfektes Wetter haben sehen wir uns das Spektakel auch an. Ist nicht wirklich interessant im Gegensatz zu dem was wir in der Nacht gesehen haben! Wir fahren Richtung Süden, wo wir im Skaftafell Nationalpark unsere Wasserreserven auffüllen. Danach gehts weiter über eine löchrige Holperpiste zu einem wunderschönen unbekannten Gletschersee. In Vik verschlechtert sich das Wetter zunehmend und wir verbringen die Zeit mit einkaufen und Nachtessen ausnahmsweise in einem Restaurant. Etwas ausserhalb der Stadt verbringen wir die verregnete Nacht.
Samstag:
Es tut gut, wieder einmal eine Nacht durchgeschlafen zu haben. Wir verbringen den Morgen mit einkaufen, baden und Kaffee trinken. Das Wetter scheint etwas östlicher einiges besser zu sein. Deshalb beschliessen wir kurzfristig zur Fjadrargljufur Schlucht zu fahren. Wir geniessen den Abend bei der Schlucht und staunen, wie viele Touristen bis zur Dunkelheit da ein- und ausgehen. Sobald die Berge in der Dunkelheit kaum mehr sichtbar sind, haben wir die Schlucht für uns. Wir halten Ausschau nach dem Nordlicht, welches sich am Horizont nur spärlich zeigt. Die ganze Nacht warten wir auf ein intensives, am liebsten pulsierendes Nordlicht, aber diesen Gefallen will uns nicht erfüllt werden. Nach Stunden in der Kälte mit warten und fotografieren legen wir uns um fünf Uhr schlafen.
Sonntag:
Wir schlafen aus und machen uns auf die Suche nach einem Kaffee mit Internet. Unterwergs sowie in Vik selber werden wir nicht fündig. Ausserhalb von Vik, bei den Basaltsäulen stellen wir unser Auto direkt neben einen Bus. Wir stellen erstaunt fest, dass es hier ein offeneres WLAN mit super Empfang gibt. Also so schnell wie möglich das Wetter abchecken. Bei genauerem hinsehen merken wir, dass das WLAN vom Car kommt. Ich frage mich, wozu die Reisenden unterwegs das Internet benötigen. Ist es damit gleich alle Fotos online gestellt werden können oder damit die Gäste während der Fahrt nicht aus dem Fenster schauen müssen? Egal warum, ich muss diese Gesellschaft ja auch nicht begreifen… Am Strand gibt es riesige Wellen welche ich fotografiere. Ein Tourist mit einer Selfie-Stange will sich mit den grossen Wellen ablichten und steht Sekunden später bis zu den Knöcheln im Wasser. Vielleicht sollte man sich mehr auf die Naturgewalten achten als auf die egoistischen Selbstportraits. Wir fahren zurück Richtung Vik, wo ich feststelle, dass das lästige Quietschen unserer Bremsen weg ist. Die Freude hält nicht lange an, schon bald leuchtet eine Warnlampe auf, welche ein Problem der Bremsen meldet. Am Strand ausserhalb Vik begutachte ich unser Auto und merke, dass wir hinten rechts Bremsflüssigkeit verlieren. Unsere Campervermietung kann sogar am Sonntag einen Garagier organisieren. Die Garage in Vik sieht mehr nach einem Bastlerladen aus. Ordnung und Sauberkeit gibt es da nicht wirklich. Genau so nimmt der junge Mechaniker auch unser Auto auseinander. Sogar einen Schweissbrenner wird zum Lösen der Schrauben benutzt. Eine Stunde später funktionieren unsere Bremsen wieder! Erstaunlich was dieser Junge mit dem handwerklichen Geschick hinkriegt. Aufgrund der Wetterlage fahren wir einige Kilometer in die Steinwüste wo wir wieder einmal auf das Nordlicht warten.
Montag:
Ab Mitternacht bis zur Morgendämmerung sind wir in der Steinwüste das Nordlicht am fotografieren. Für kurze Pausen steigen wir ins Auto um uns aufzuwärmen oder Kaffee trinken. Ein eisiger Wind bläst draussen, so dass wir beim Fotografieren trotz den Handschuhen die Finger nicht mehr spüren. bei der ersten Morgendämmerung legen wir uns todmüde ins Bett, mit dem Bewusstsein, dass die ersten Sonnenstrahlen uns schon bald wieder wecken werden. Auch der Morgen ist eisig kalt und die ganze Landschaft liegt unter einem weissen Schnee- und Reifekleid. Wir fahren Richtung Westen mit kleinen Abstechern zu den verschiedenen Wasserfällen.Unterweg machen wir kurz Halt bei Anna’s Kaffee, einem Restaurant und Museum zum Gedenken an die Schriftstellerin und Weltenbummlerin des letzten Jahrhunderts. In Hvolsvöllur decken wir uns mit Vorräten ein, tanken das Auto auf und geniessen ein Bad mit etwa 20 jungen einheimischen Schülern. Dann beziehen wir unser Schlafplatz etwas östlich der Stadt bei einem Wasserfall. Wir sind umgeben von Pferden die sich ständig an den Zaunpfosten kratzen.
Dienstag:
Die Nacht ist klar und eisig kalt. Die Scheiben von unserem Camper sind auf der Innenseite gefrohren. Eigentlich wäre es eine ideale Nacht um das Nordlicht zu sehen, aber wir können keines entdecken. Ständig kratzen wir das Eis von den Scheiben und halten Ausschau. Leider ist die ganze Mühe vergeblich, vielleicht sind wir so langsam auch zu müde um die Augen für das Nordlicht offen zu halten. Wir fahren zurück am Seljalandsfoss vorbei zu einer Farm, wo wir eine Stunde reiten wollen. Ein weiteres Pärchen aus Amerika hat sich ebenfalls angemeldet. Wir werden von Hund und Katze liebevoll begrüsst. In der Halle können wir erste Reitversuche machen (Lenkverhalten und Bremsen testen sowie mit der Geschwindigkeit und Kurventechnik zurecht kommen ;-)). Danach reiten wir über Stock und Stein zu einem Wasserfall. Mein Pferdchen tut mir leid, einen so statischen Reiter auf dem Rücken halten zu müssen. Nachdem zum Glück sturzfreien Ausritt fahren wir eine steile Strasse auf die Alp oberhalb des Seljalandsfoss. Unser Camper muss trotz Allradantrieb mit einigen Mühen zurecht kommen. Als uns ein Schneefeld die Weiterfahrt verhindert, machen wir uns zu Fuss noch weiter den Berg hoch. Während der Talfahrt können wir auf der Hauptstrasse einen kleinen PKW sehen, der die Fahrt verlangsamt hat und uns zuschaut wie wir zu Tale fahren. Er kehrt um und will sein Glück auch versuchen. Schon nach einigen Metern gibt er auf und bleibt frustriert stehen. Ob er einen weiteren Versuch gestartet hat, weiss ich nicht. Es ist unglaublich wie die Touristen auf andere Reisende fixiert sind und überall hin wollen wo ein anderes Auto herkommt… Unsere Fahrt geht weiter auf der Zufahrtsstrasse zu Landmalaugar der Hella entlang. Wir durchfahren wunderschöne verschneite Lavafelder. Die Strasse ist holprig und teilweise mit Schnee- und Eisfelder bedeckt. Kurz nach dem Kraftwerk biegen wir auf die Strasse Richtung Fludir ab. Unterwegs bei einem abgelegenen Aussichtspunkt stellen wir unser Nachtlager auf.
Mittwoch:
In Fludir wollen wir das „neue“ Bad besuchen. Es ist ein warmer See, welcher seit mehr als hundert Jahren von den Einheimischen genutzt wird. Für die Touristen wurde neu ein Zentrum mit Duschen und Restaurant eingerichtet. Da sie jedoch erst ab 14:00 Uhr offen haben, gönnen wir uns zuerst ein Bad in unserem Schafstall. Um zwei Uhr stehen wir wieder vor dem neuen Tümpel. Der Eintrittspreis ist jedoch so hoch, dass wir darauf verzichten. Wir stellen unseren Camper in der Nähe des Parks hin und wandern durch den Wald. Vom Wandern zurück, plaudern wir noch kurz mit dem Ranger, welchen wir bereits letztes Jahr kennengelernt haben. Ab halb elf Uhr bekommen wir eine Stunde Zeit um das Nordlicht zu bewundern, danach ziehen die ersten Wolken auf und es beginnt wieder einmal zu schneien.
Donnerstag:
Unsere Standheizung hat den Betrieb aufgegeben, weshalb wir ohne Morgenessen Richtung Selfoss fahren. Unterwegs essen wir im vorgeheizten Auto das Morgenessen und testen die Heizung erneut. Diese ist jedoch nicht motiviert, den Betrieb wieder aufzunehmen.
Wir fahren bei der GoCamper Filiale vorbei um das Problem zu lösen. Anscheinend ist der Auspuff und die Luftzufuhr völlig verschmutzt, so dass der kleine Diesler immer wieder verstickt ist. Tja, wirklich gut gewartet werden diese Fahrzeuge nicht… Nach ca zwei Stunden in der Werkstatt suchen wir einen Shop um unsere Souvenirs zu kaufen. Bei uns handelt es sich da nicht um irgendwelchen Kram, sondern um geräucherten Lachs und das dazugehörende Rúgbrauð. So langsam machen wir uns auf den Weg Richtung Keflavik. Da unser Flug sehr früh startet, übernachten wir in der Nähe des Flughafens.
Freitag:
Der Rückflug verläuft ruhig und planmässig.